China 2 Hinreise
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Berichte
Datum: 03.06.2017 Kilometer: 371 Ort: Jiayuguan / China
Nach dem spärlichen Frühstück, etwas Reis und ein bisschen lauwarmes Gemüse, sind wir so um 9 Uhr losgedonnert. Ich durfte heute in meinen frisch gewaschenen Motorradanzug steigen. Gestern Abend hat es an meiner Zimmertüre geklopft und draussen stand eine Chinesin, welche mir den Anzug zurückgab. Sie machte mich darauf aufmerksam, dass er noch nicht ganz trocken sei aber bis Morgen sei er dann trocken. Sofort habe ich wieder die Schoner eingebaut. Das Herausnehmen war viel einfacher, denn bis die Schoner wieder am richtigen Ort sind muss man sie zwei bis drei Mal verschieben. Toni sagte, dass wir, obwohl auf den Autobahnen ein Motorrad-Verbot besteht, probieren, auf die Autobahn zu kommen. Als wir an der Auffahrt zur Autobahn kamen, sprang bereits ein Polizist auf uns zu und stoppte uns. Das wird wohl nix, dachte ich mir. Toni sprach mit dem Polizisten und siehe da, es hat gefruchtet. Nachdem der Polizist meine Ausweise und meinen Pass kontrolliert hatte, durfte ich offiziell auf die Autobahn. Ich dürfe einfach nicht zu schnell fahren, übersetzte mir Toni. Das mache ich ja sowieso nie!?!?! Das hiess natürlich, dass ich wesentlich einfacher nach Jiayuguan kam. Anstatt 470 waren es jetzt halt nur 370 Kilometer. Dass nehme ich doch gerne an. Das Wetter war eher stark bewölkt und zum grossen Teil wie Nebelverhangen. Auf jedenfall konnte man die Berge nicht sehen und die Temperaturen waren Bike-Like. Zwischen 22 und 24 Grad. Auf etwa 300 Kilometer ging es ständig aber fast unmerklich nach oben bis auf 1900 Meter über Meer. Dann überquerten wir, auch dies fast unmerklich, den Jiayuguan-Pass und kamen dann bis zur Stadt wieder auf etwa 1700 Meter über Meer. So gegen 14 Uhr sind wir dann in Jiayuguan angekommen und direkt zur Besichtigung der Chinesischen Mauer gefahren. Natürlich haben wir auch wieder die Deutschen und Schweizer mit den Wohnmobilen angetroffen. Einige haben wir bereits auf der Autobahn gesehen. Der Reiseleiter, übrigens ein sehr netter Deutscher, der Wohnmobile kam bei einer Tankstelle noch auf mich zu und stellte sich kurz vor. Ich war recht erstaunt, der spricht fliessend Chinesisch. Ich kann zwar nicht beurteilen wie gut er spricht aber die Frau an der Tankstelle hat ihn jedenfalls verstanden und gab auch auf Chinesisch Antwort. Er wollte von mir und meinem Töff noch ein Foto machen. Auch habe ich die kleine Chinesin auf einem Rastplatz wiedergetroffen die ich in Hami schon kennengelernt habe. Sie wollte unbedingt auf meinen Töff sitzen und ich musste mit ihrem Handy ein Foto schiessen. Was man nicht alles macht. Nun noch zur Chinesischen Mauer. Das ist sehr touristisch aufgezogen. Da hat es auch wieder einen Gate, wo man bezahlen muss und dann kann man dort die Mauer und die Gebäude ansehen. Toni sagte mir, dass von der alten Mauer nur noch wenige Teile vorhanden sind. Das meiste wurde anhand von früheren Beschreibungen, Zeichnungen und Plänen wieder nachgebildet. Es war recht interessant. Die Mauer wurde nur zum Eigenschutz gebaut. Die Chinesen selber haben nie angegriffen. Nach gut zwei Stunden waren wir mit der Besichtigung zu Ende und Toni sagte mir, dass wir jetzt nochmals etwa 10 Kilometer fahren und nochmals so eine Mauer besichtigen werden. Da wurde es mir doch zu viel. Mauer ist Mauer. Ich muss die Mauer nicht nochmals sehen, ich würde lieber ins Hotel fahren. Kein Problem, war die Antwort. Wir fahren ins Hotel. Nun bin ich im Jiayuguan Hotel. Tip top, es hat alles was ich brauche. Vor allem hat es ein gutes Internet, habe ich festgestellt. Morgen geht es nach Zhangye. Das sind nicht ganz 300 Kilometer. Darum haben wir erst um 10.30 Uhr abgemacht. Dort gibt’s es auch noch eine Besichtigung. Darüber schreibe ich dann Morgen.
Datum: 04.06.2017 Kilometer: 229 Ort: Zhangye / China
Nach einer unruhigen Nacht, ich weiss nicht wieso, bin ich relativ früh aufgestanden. Um 8 Uhr zum Frühstück. Endlich hat es wieder einmal Kaffee auf dem Frühstücksbuffet. Toni war bereits am Essen. Ich setzte mich zu ihm und holte mir etwas lauwarmes Gemüse und eine Scheibe Toast. Ist das alles was du isst, fragte Toni. Ja war meine Antwort. Dafür nehme ich mir zwei Tassen Kaffee war meine Antwort. Wir hatten wirklich nichts zu pressieren, denn wir wussten, dass wir nur gut 200 Kilometer fahren. Er sagte, dass wir probieren auf die Autobahn zu kommen, ansonsten hätten wir etwa 350 Kilometer zu bewältigen. Um 10 Uhr sind wir dann losgefahren. Bei sehr trübem Wetter. Alles war wolkenverhangen und es spritzelte etwas aus den Wolken. Gestern Abend hat es noch richtig heftig geregnet. Mein Töff sah heute Morgen aus wie gemauert. Ich musste erst den Sitz, die Spiegel und die Armaturen etwas mit dem Lumpen abreiben, damit ich wenigsten etwas sehe. Wahrscheinlich hatte es die ganze Nacht hindurch immer wieder etwas geregnet. Die Temperaturen lagen so um 18 Grad als wir losfuhren. Eigentlich hätte ich die ganze Bergkette sehen sollen doch heute war einfach nichts mit Aussicht. Erst ging es wieder stetig nach oben so gegen 1900 Meter über Meer. Das Thermometer fiel entsprechend auch auf 12 Grad. Unterwegs musste ich meine Handschuhe anziehen. Das erste Mal in China. Sogar die Heizung wurde eingeschaltet, damit ich mir nicht den Fingerschnupfen hole. Andere Töfffahrer sagen, die mit Griff-Heizung seien alles Warmduscher. Genau die wären die Ersten, wenn sie eine Griff-Heizung hätten, diese einschalten würden. An einem Zwischenstopp fragte ich Toni ob dieses Wetter denn normal sei. Er sagte, dass dieser District eigentlich der trockneste von China sei und dieses Wetter als aussergewöhnlich bezeichnet werden muss. Da wir nur 200 Kilometer fuhren, waren wir in Zhangye bereits um 13.30 Uhr. Eigentlich wollte er mir noch die farbigen Berge zeigen doch darauf verzichtete ich, da wir ja sowieso nichts gesehen hätten. Es wäre etwa dasselbe wenn wir nach Zermatt fahren würden um das Matterhorn zu sehen. Doch wenn das Wetter nicht mitspielt erübrigt sich auch Zermatt. Übrigens noch wegen der Autobahn. Wir fuhren bei der Einfahrt auf die Autobahn natürlich saufrech an den Motorrad-Verbotsschilder vorbei zu den Kassahäuschen. Ich ganz rechts, denn dort müssten die Motorradfahrer nichts bezahlen. Die freundliche Dame am Kassahäuschen hat nur gewinkt und ich bin schön durchgefahren. Toni vermutet, dass sie wahrscheinlich Anweisung bekommen haben, dass sie grosse Motorräder durchlassen dürfen. Angesichts der Wetterlage war das natürlich wie ein Geschenk. Ich hoffe, dass es weiter so geht. Ich habe von Peter Weibel erfahren, er hat im 2015 die Strecke gemacht, dass er alles hat Überland fahren müssen und dass ist dann recht mühsam. Die Strassen Chinas dürfen als 1A bezeichnet werden. Bezogen natürlich auf die Hauptverkehrsachsen. Mein Bike hat auch einen kleinen Schaden. Ich hoffe, dass er noch bis Peking durchhält. Mein vorderer linker Stossdämpfer leckt. Dies schon seit einigen Tagen und ich habe das Gefühl, dass es schlimmer geworden ist. Wie sich bei einem Totalausfall das Bike verhält weiss ich nicht. Ich gehe davon aus, dass die rechte Federung dann alles übernimmt. Am Fahrverhalten habe ich bis jetzt noch nichts gemerkt. Am Mittag bin ich dann noch in die Stadt marschiert und habe so noch einige Stunden durchgebracht. An einer Poulet-Bude habe ich mir, wie kann es denn anders sein, ein Pouletbein zu Herzen genommen. Das Essen hier ist wirklich grenzwärtig. Wenn ich in ein Restaurant gehe, sehe ich Bilden aber ich weiss nicht was es ist. Ich muss dann auf Gedeih und Verderben etwas bestellen. Die Beschreibung zu den Bildchen kann ich ja sowieso nicht lesen. Dann kommen manchmal Sachen, die mit den Abbildungen nicht mehr viel zu tun haben und manchmal habe ich es nicht gerne oder es ist so scharf (voll Chilli) dass es dich beim Sch…….. noch brennt. Beilagen kennen sie auch nicht, die essen das Gericht ohne Reis oder Nudeln. Das Chinesische Essen, das wir von Mittel-Europa kennen kann man mit der Esserei in China selbst absolut nicht vergleichen. Auch haben die Chinesen keine Esskultur. Da wird geschlürft und gekodert was das Zeug hält. Natürlich habe ich auch das Problem dass ich alleine bin. Wenn ein paar zusammen Essen, dann werden pro Person nur halbe Gerichte bestellt. Das heisst, dass wenn vier Personen sind nur zwei Gerichte bestellt werden. Wenn ich alleine bin bekomme ich immer viel zu viel. Das würde ich niemals herunterbringen, auch wenn es super gut wäre. Für mich wäre es Ideal, wenn ich täglich an einem Buffet teilnehmen könnte. Da würde ich genau das nehmen können, was mir mundet. Morgen machen wir auch nur wieder einen kleineren Hüpfer von 300 Kilometer nach Gulang. Je nachdem ob ich auf die Autobahn kann oder nicht ein bisschen mehr oder weniger. Über das berichte ich dann Morgen.
Datum: 05.06.2017 Kilometer: 0 Ort: Zhangye / China
Heute Morgen war das Wetter einfach nur scheisse. Es hat heftig geregnet. Dies schon die ganze Nacht hindurch. Toni und ich haben beim Frühstück beschlossen, dass wir nicht weiter fahren, denn es war Regen auf der ganzen Strecke angesagt. Wie sich herausstellte, regnete es auch den ganzen Tag und unser Entschluss, dass wir nicht fahren war genau der Richtige. Nun haben wir Morgen eine Doppel-Tour von etwas mehr als 500 Kilometer, doch auch das ist problemlos zu schaffen. Gestern Abend genau in dem Moment als ich den Bericht abschicken wollte verabschiedet sich mein Laptop. Er startete dann wieder ganz normal und ich wollte wieder auf das Webseiten-Programm. Ich konnte einfach nicht mehr die Datei mit meiner Webseite aufmachen. Fünf Stunden bin ich an dem Scheissding gesessen, bis ich es wieder hingekriegt habe. Ich musste meine ganze Reise nochmals neu aufbauen. Natürlich, man hätte sichern sollen aber eben!?!? Nun jetzt habe ich gesichert und alles läuft wieder wie geschmiert. Heute das zweite Desaster. Mein Iphone hat den Geist aufgegeben. Ich weiss nicht warum. Es macht einfach keinen Wank mehr. Ich kann einstecken wo ich will oder Startknopf drücken so lange ich will. Nichts geht mehr. Ich werde versuchen irgendwie eine Reparatur-Werkstätte zu finden. Das glaube ich habe ich heute beim Stadtrundgang gesehen. Morgen hat er gutes Wetter angesagt. Ich hoffe, dass das auch stimmt. Ich habe heute wieder einmal gut Mittaggegessen. In einem hübschen Restaurant in einem Kaufhaus. Natürlich im obersten Stock und von denen hat es etwa acht. Man kann nicht mit dem Lift dorthin kommen sondern muss die Rolltreppen nehmen und immer wieder auf die andere Seite gehen, damit man an allen Anbieter vorbeigehen muss. Zum Teil haben sie hier sehr schöne Geschäfte. Vor allem die Kaufhäuser sind super modern. Heute Abend werde ich dann noch den Flug reservieren und hoffe dass dann alles so klappt wie ich mir das vorgestellt habe. Mehr darüber dann Morgen.
Update: Ich bin um 16 Uhr mit meinem Iphone aus dem Hotel heraus auf die Suche nach einer Reparatur-Werkstätte für Smartphons. Ich musste etwa 500 Meter laufen und schon habe ich das Geschäft gefunden. Man glaubt es kaum. Innert einer Viertelstunde lief das Scheissding wieder. Innert Sekunden war der Bildschirm abmontiert und einige Schrauben geöffnet. Die Diagnose war nach 5 Minuten klar. Das Interface ist defekt und muss ersetzt werden. 120 Yuan kostet es, soll ich es machen, war die Frage. Ja bitte einfach wieder machen. Mit einem Föhn löste er das angeklebte Interface und setzte das neue ein und nach einer Viertelstunde war der ganze Spuk vorbei. Ich hab noch nie sowas gesehen. Mit traumwandlerischer Sicherheit hat er das Ding wieder in Gang gebracht. Kosten etwa 13 Franken!! Ich kann es jetzt noch kaum glauben, aber ich bin froh dass ich das Iphone wieder habe.
Datum: 06.06.2017 Kilometer: 609 Ort: Dingxi / China
Mit etwa dem gleichen Frühstück wie gestern bin ich in den Tag gestartet. Reis und lauwarmes Gemüse. Dazu zwei Kaffees. Das musste für den ganzen Tag reichen. Mittagessen gibt es sowieso nicht. Punkt neun war ich bereit und der Töff gepackt. Toni stand natürlich auch schon bereit. Wir haben heute eine Doppeletappe vor, da wir gestern aufgrund des Wetters nicht gefahren sind, aber das ist ja für uns kein Problem. Es war eher noch stark bewölkt und die Temperaturen lagen so um 18 Grad. Ich habe heute wieder die schweren Motostiefel angehabt und die Handschuhe auch angezogen. Wir sind so bei 1500 Meter über Meer gestartet und kamen dann über zwei kleinere Pässe, welche man fast nicht bemerkte. Ganz langsam ging es immer weiter nach oben. Das höchste war heute 2900 Meter über Meer und die Temperaturen sanken dann auch kontinuierlich auf etwa 12 Grad. Die ersten Tunnels habe ich heute auch passiert. Zwei à 6 Kilometer und 2 à etwa 2 Kilometer. Alle im Topzustand. Die Strassen waren hervorragend und wider erwartend konnte ich auch heute auf die Bahn. Toni sagte mir, dass wir Morgen wieder in einen anderen Distrikt kämen und die wären dann strikt. Keine Motorräder auf der Autobahn. Ich hoffe, wir versuchen es trotzdem, vielleicht haben wir ja Glück. Nach den zwei kleinen Pässen wurde das Wetter immer besser und Temperaturen stiegen so auf 24 Grad an, also recht angenehm. Zuerst passierten wir Lanzhou welche eine grosse Stadt von etwa 3 Millionen Einwohner ist und dann weiter in die Kleinstadt Dingxi. Ich schätze etwa gleich gross wie Zürich. Das ist hier eine kleine Stadt. So gegen 17 Uhr sind wir da angekommen und haben die Zimmer bezogen. Vorher machten wir noch ab, um welche Zeit wir Morgen starten. Es ist wieder gleich wie heute um 9 Uhr. Anschliessend bin ich in die Stadt gelaufen. Ich kam mir vor wie im Zoo. Ich glaube die haben noch nie einen Menschen in Natura ohne Schlitzaugen gesehen. Alles starrt einem an was sehr unangenehm wirkt. Oder dann kommen einfach Leute auf mich zu und fragen, ob sie ein Foto machen dürfen. Meistens können wir uns ja nicht verständigen aber wenn sie Ihr Handy zücken, weiss ich um was es geht. Auch als wir im Hotel ankamen musste ich mit der Putzfrau aufs Foto und Schluss auch noch mit der Rezeptionistin. Oder als ich auf einem Bänklein sass und dem Verkehr und dem Gehupe zuschaute kam ein jüngeres Girl zu mir und setzte sich auch auf die Bank und fragte mich auf Englisch, ob sie mit mir ein bisschen reden dürfe. Natürlich war meine Antwort und meine Ruhepause war wieder im Eimer. Eigentlich hätte ich mich ja geschmeichelt fühlen müssen aber eben, für das bin ich heute leider im zu fortgeschrittenen Alter. Die packte ihr ganzes Schulenglisch hervor und fragte mich ein Loch in den Bauch. Übrigens, ja, Loch im Bauch. Hunger hatte ich ja auch noch. Auf meinem Rundgang habe ich nichts Vernünftiges an Restaurants gesehen und sagte mir, dass es hier sicher auch einen Dicos gibt. Das ist eine Pollo-Bude. Die hat es in fast allen Städten und ich wurde auch fündig. Da gehe ich hin wenn ich wirklich nichts finde was mir zusagt. Da hau ich mir einfach so ein Pouletbein mit Pommes hinein und einen Becher Cola dazu. Dann habe ich wenigstens den Magen wieder beruhigt. Morgen geht es nach Baoji, die letzte Station vor Xian. Es wird so um die 400 Kilometer sein.
Datum: 07.06.2017 Kilometer: 381 Ort: Baoji / China
Nach dem kläglichen Frühstück, es hat nicht mal Tee gegeben, sind wir um 9 Uhr los. Wir haben ziemlich genau auf 2000 Meter über Meer übernachtet. Erst ging es nochmals nach oben und dann kontinuierlich hinunter. Es wurde immer grüner. Die Vegetation hat sich auf dieser Seite des Hügels voll ins Zeug gelegt. Überall hat es kleine Felder welche bewirtschaftet werden. Nirgends hat es ein Traktor oder andere motorisierte Hilfsmittel. Die Bauern und Ihre Gehilfen kauern am Boden und hacken, jäten oder suchen irgendwas. Die Hügel sind alle mit Terrassen angelegt, damit man sie bebauen kann. Meistens werde Mai angepflanzt, laut Auskunft von Toni. Im Süden von China sehe es genau gleich aus aber dann mit Reis. Alle Terrassen seien dann mit Wasser aufgeschwemmt und mit einem ausgeklügelten System so angelegt, dass es nirgends trocken wird. Wir sind an riesigen Kirschen-Plantagen vorbei gefahren. An den Bäumen hat es hunderte von Säcklein an den Ästen. Ich fragte Toni was das ist. Sie packen Ihre Früchte ein, damit sie nicht von Vögel angepickt werden oder Flecken bekommen. Das habe ich noch nie gesehen, dass man jede einzelne Frucht mit einem Papiersäcklein einpackt. In Europa würde dies viel zu teuer. Hier aber scheint die Rechnung aufzugehen. Nach rund 350 Kilometer sind wir dann in der Stadt Baoji angekommen. Alles sieht neu aus und nirgends hat es Einfamilienhäuser oder sonst kleinere Häuser. Mir scheint dass das eine richtige Retorten-Stadt ist. Die Stadt wurde auf dem Reissbrett geplant und so gebaut. Riesige Wohnsilos reihen sich aneinander. Es ist alles sehr sauber und die Parks dürfen sich wirklich sehen lassen. Ich bin dann noch die Stadt hineingelaufen um zu sehen wo was ist. Es hat eigentlich alles was man sich so wünschen kann. Von den Einkaufsmeilen zu den Fressmeilen, von den Haarschneidemeilen zu den Früchtemeilen usw. Die Stadt Baoji liegt auf etwa 500 Meter über Meer und die Temperaturen schwanken so um 24 Grad. Dies bei starker Bewölkung aber kein Regen. Die heutigen Temperaturen schwankten so von 18 – 24 Grad. Das Wetter war heute top zum Motorradfahren. Es war den ganzen Tag stark bewölkt bis bedeckt. Mein Hotel heisst Gao Xin Joy International Hotel und ich wohne im 17. Stock. Ein recht schönes Haus. Ich habe gefragt ob es beim Frühstück auch Kaffee hat. Sie haben ja gesagt. Apropos Kaffee, in der Retortenstadt gibt es sogar ein Starbucks-Kaffee. Das konnte ich mir heute nicht entgehen lassen und nahm mir ein Cappuccino. Er war sau teuer für China aber man gönnt sich ja sonst nichts. Diesen habe ich dann draussen an der Piazza getrunken. Endlich wieder einmal frischen Kaffee. Sonst bekommt man nur Instant-Kaffee. Das Schöggeli hat leider gefehlt. Das hole ich dann zu Hause nach. Morgen geht es nach Xian, eine riesige Stadt. Dort werde ich sicher 2 Tage bleiben. Toni hat gesagt, obwohl wir nur etwa 180 Kilometer fahren, um 9 Uhr bereits starten. Es hätte dort sehr viel zu sehen. Unter anderem auch die Terrakotta-Soldaten. Darüber schreibe ich dann Morgen.
Datum: 08.06.2017 Kilometer: 189 Ort: Xian / China
Heute Morgen, ja der Tag fängt halt mit dem Morgen an bin ich sehr früh aus den Federn. 6.30 Uhr war es gewesen. Ich bin gestern um 21 Uhr ins Bett und 9 Stunden reichen halt aus um ausgeschlafen zu sein. Um 7 Uhr gab es Frühstück. Endlich wieder einmal Kaffee und was man so zum Frühstücken braucht. Anschliessend habe ich noch drei Deutsche getroffen. Die Arbeiten hier für eine deutsche Firma. Sie richten Laufbänder ein für die Produktion von Autos. Sie sind 6 Wochen dort angestellt. Bald war es neun Uhr. Ich habe alles gepackt und war startklar. Toni natürlich auch. Er ist wie eine Uhr, immer pünktlich. Er sagte mir, dass ich vorausfahren soll bis zur Auffahrt zur Autobahn. Das habe ich natürlich befolgt und bin die paar Kilometer voraus und schnurstracks in die Auffahrt. Schnurstracks war ich auch wieder weg. Keine Töffs auf der Autobahn. Zähneknirschend habe ich gewendet. Toni versuchte noch unser Glück mit diskutieren. Aber auch das hatte keinen Zweck. Ich habs geahnt und er natürlich auch. Nun machten wir uns auf den Landstrassen breit. Sage und schreibe 4 Stunden haben wir für die mickrigen 190 Kilometer gehabt. Mehr als 50 Stunden Kilometer lagen einfach fast nicht drin. Es ging durch Dörfer und kleine Landstrassen und die Strassen waren auch nicht ohne Schlaglöcher. Nun sind wir in Xian. Xian ist eigentlich bis vor ein paar hundert Jahren das Ende der Seidenstrasse gewesen. Erst als Peking immer grösser wurde, war anschliessend Peking das Ende der Seidenstrasse. Xian ist eine Riesenstadt. 10 Millionen Einwohner leben hier. So um 13.30 Uhr sind wir hier angekommen. Um 15.30 Uhr haben wir wieder abgemacht um den Tower, die Burg die Stadtmauer und den Muslim-Markt zu besichtigen. Erst fuhren wir mit der Metro ins Zentrum und anschliessend packten wir je ein Velo, welches Toni mit WeChat bezahlte. Hier hat es an jeder Ecke Velos, die man einfach nehmen kann. Nehmen ist nicht ganz richtig. Man muss mit dem Handy die Nummer eingeben und anschliessend wird einem die Nummer fürs Zahlenschloss übermittelt. Wenn man das Zahlenschloss geöffnet hat, wird einem ein Depot von 100 Yuan belastet. Wenn man das Velo wieder stehen lässt muss man das Schloss wieder zu machen und in dem Moment wird einem das Depot wieder zurück überwiesen. Auch die Metro ist Top modern. Das geht ab wie am Flughafen. Erst eine Sicherheitsschleuse die sehr zackig von statten geht, darauf Fahrkarte lösen und dann darf man einsteigen. Alles geht vollautomatisch. Ich kam zum Staunen kaum mehr raus. Der Tower der Markt und natürlich der Muslim-Markt wirklich eindrücklich. Das Wetter ist einfach nicht eitler Sonnenschein. Es war mehrheitlich bedeckt doch warm war es trotzdem. Ich schätze es hatte mehr als 30 Grad. Gegen 18 Uhr haben wir uns dann vor dem Hotel verabschiedet. Er sagte mir, dass ich um etwa 19.30 Uhr noch den Springbrunnen anschauen soll, welcher etwa 1,5 Kilometer vom Hotel entfernt ist. Das habe ich dann auch befolgt und bin den Springbrunnen anschauen gegangen. Es soll der Grösste der Welt sein. Er ist wirklich gross und ich habe das in dieser Form noch nicht gesehen. Es hatte sehr viele Zuschauer wie ich einer war. Anschliessend bin ich dann wieder Richtung Hotel gelaufen und habe am Wegesrand eine Werbetafel mit Bayrisch und Paulaner gesehen. Na gut, Hunger hatte ich ja auch noch. Dort hinein und erst mal ein Bier bestellt. Anschliessend kam noch ein Salat und Schweinssteak mit Pilzsauce, Bratkartoffeln und ein bisschen Gemüse. Insgesamt wars nicht schlecht aber zu Hause schmeckt es einfach am besten. Morgen dislozieren wir ins 30 Kilometer entfernte …….?, (ich weiss den Namen nicht mehr). Es ist auch noch Xian aber ein Vorort davon. Dort gehen wir dann die Terrakotta-Soldaten anschauen. Dass soll auch sehr eindrücklich sein. Ich lass mich überraschen und schreibe dann Morgen wies war.
Datum: 09.06.2017 Kilometer: 38 Ort: Xian / China
Nach einem wirklich guten Frühstück hatte ich meinen freien Morgen geniessen dürfen. Es stand endlich wieder einmal Haare schneiden auf dem Programm. Gestern habe ich noch ein Coiffeur-Geschäft ausgemacht und habe Toni gefragt, ob ich da einfach hingehen könne oder ob ich mich zuerst anmelden muss. Er hat gesagt einfach hingehen und dann mit den Händen und Füssen klarmachen, dass ich Haare schneiden möchte. Das habe ich so gemacht. Ab und zu fragte mich der Coiffeur per Translater ob es genug kurz sei? Das hat hervorragend geklappt. Wir hatten erst um 13 Uhr abgemacht, da wir im anderen Hotel erst so gegen 14 Uhr einziehen können. Übrigens hatten wir wieder einmal Regen. Genau so gegen 13 Uhr hat es ein wenig geschont und wir konnten starten. Es ging alles durch die riesige Stadt bis in den besagten Aussenbezirk. Ich konnte nirgends ein Stadtende ausmachen. So um 14 Uhr waren wir da. Nur noch schnell umziehen und dann ab mit dem Auto zum Terrakotta-Museum. Da hat es tausende von Leuten gehabt und es ging wieder zu wie am Flughafen. Taschen werden geröntgt und ich selber musste auch durch so eine Schleuse gehen. Ich habe mir noch auf Anraten von Toni einen Knopf im Ohr gemietet. Dort wurde auf Englisch die ganze Audio-Übertragung gemacht. Wenn man zu einer Sehenswürdigkeit lief, schaltete sich das Ding ein und erzählte etwas dazu. War sehr informativ. Die Terrakotta-Soldaten waren sehr eindrücklich. In einer Halle, es hat drei davon, konnte man die Soldaten und Pferde sehen. Diese Soldaten wurden erst im 1976 entdeckt und zwar von einem Bauer, der per Zufall auf diese stiess. Der Bauer sei heute, wenn er noch lebt, ein sehr reicher Mann. Angesichts dessen dass hier jeden Tag tausende von neugierigen Touristen kommen, ist das sicher zu verkraften. Nach dem Rundgang ging die Schifferei wieder los. Klatsch nass kam ich zum Auto zurück. Toni hatte schön auf mich gewartet. Er habe die Ausstellung schon einige Male gesehen, darum ist er nicht mitgekommen. Morgen geht es weiter Richtung Peking. Das machen wir in drei Etappen. Die Erste ist Linfen. Etwa 370 Kilometer. Wir rechnen so mit 8 Stunden Fahrzeit. Natürlich alles auf Landstrasse. Für Morgen hat er zu Glück besseres Wetter angesagt. Das heisst natürlich, dass nicht wie heute 22 Grad herrscht, sondern noch 10 Grad mehr. Start ist um 8.30 Uhr. Mehr darüber Morgen.
Datum: 10.06.2017 Kilometer: 392 Ort: Linfen / China
Heute geht ein ereignisreicher Tag zu Ende. Erst Mal war Frühstücken angesagt. Kein Kaffee, kein Tee. Trotz mehrmaligem Nachfragen hat mich einfach niemand verstanden. Also ging ich aufs Zimmer und holte mir wenigstens die Mineralflasche. Dazu nahm ich ein bisschen Nudeln und lauwarmes Gemüse. Um 8.30 Uhr war ich bereit und vollbepackt auf meinem Feuerstuhl. Toni war auch bereit und es konnte losgehen. Erst mal war tanken angesagt. Nach wenigen Kilometern schwenkte Toni an eine Tankstelle ab. Leider gab es für uns dort kein Benzin. Ein paar weitere Kilometer bog er wieder ab an eine Tankstelle. Dort gab es Benzin. Als ich aufgetankt hatte, verlangte die „Chlure“ von der Tankstelle, dass ich das Motorrad bis zur Ausfahrt schieben muss. Toni sagte mir, dass er mir helfen werde und wir schoben das schwere Ding bis an die Ausfahrt. Ich habe gedacht mich tritt ein Pferd in den Arsch. Vom Westen Chinas war ich mich das ja gewohnt aber hier, dass hätte ich nicht gedacht. Zwar sind die Tankstellen frei zugänglich und nicht mehr wie Festungen aber sowas habe ich nicht erwartet. Anschliessend sind wir los auf die rund 400 Kilometer. Heute war wenigstens kein Regen, aber eitler Sonnenschein auch nicht. Die Temperaturen bewegten sich den ganzen Tag so um 28 – 32 Grad. Meistens war es bedeckt und wenn man auf Höhe kam, so um 1300 Meter über Meer war es recht angenehm. Auch den Yellow-River habe ich überquert an einem grossen Flussdelta. Nun bin ich in Linfen. Die Strassen waren zum Teil eine Katastrophe. Man kam und kam nicht auf Kilometer. Immer wieder ging es durch die Dörfer und ausserhalb war wegen der prekären Strassenzustände auch kein grosses Fortkommen. Insgesamt waren wir für die 400 Kilometer heute 8 Stunden unterwegs. Ich wüsste, wie man die Strassen Chinas Auto- und Rollerleer machen könnte. Indem man alle, die auf irgendeine Weise die Strassenverkehrsordnung übertreten, verzeigen bzw. denen den Fahrausweis entziehen würde. Auf den Strassen Chinas herrscht der nackte Wahnsinn. Da wird aus einer Einfahrt in die Hauptstrasse hineingeschossen ohne nur eine Sekunde zu schauen, ob noch andere Verkehrsteilnehmer entlang der Hauptstrasse daherkommen. Es wird Überholt auf gut Glück. Sie kommen links sie kommen rechts. Es kann auch gut sein, dass auf deiner Spur dir einer entgegen kommt. Das alles ohne Wimpern zu zucken. Da zuckt gar nichts mehr. Für mich heisst das einfach, den ganzen Tag volle Konzentration und ja nichts übersehen. Das Tüpfelchen auf dem „I“ war nach dem wir das Hotel in Linfen bezogen hatten. Wir machten noch in der Lobby für Morgen ab und trennten uns dann. Ich ging aufs Zimmer. Sofort alles abziehen und unter die Dusche. Anschliessend war Waschen angesagt. T-Shirt, Unterhosen und Socken der letzten paar Tage. Als ich alles aufgehängt hatte und auch noch mit Pascale einen kurzen Schwatz hatte, klingelte es an der Zimmertür. Toni und eine Dame von der Rezeption standen draussen und teilten mir mit, dass ich alles zusammen packen muss und das Hotel zu verlassen hätte. Was soll denn das? Fragte ich. Toni erklärte mir, dass dieses Hotel nicht für ausländische Gäste sei und ich in einem anderen Hotel übernachten muss. Er hätte das bereits organisiert. Ich verstand die Welt nicht mehr. Gestern habe ich in der gleichen Hotelkette (Vienna) in Xian übernachtet. Keiner hat sich beschwert und nun das. Ich bin das erste Mal so richtig auf 100 gekommen und war stock sauer. Es blieb mir nichts anderes übrig alle meine gewaschenen Sachen wieder abzuhängen und in einen Plastiksack zu stecken. Den Laptop wieder herunter zu fahren und alles wieder auf Anfang stellen. Unten wartete Toni bereits mit einem Taxi, welches mich dann ins ein Kilometer entfernte Hotel brachte. Das Hotel ist auch schön aber was soll das? Toni entschuldigte sich für das Desaster und der Hoteldirektor vom Hotel Vienna hätte sich auch entschuldigt. Nun beruhigte ich mich wieder ein wenig und hatte bereits wieder ein schlechtes Gewissen, weil ich der Rezeptions-„Gumsel“ vom Hotel Vienna meine Zimmerkarte beim Hinausgehen hinter die Rezeption geschmissen habe. Den Töff durfte ich wenigstens im Hotel Vienna lassen, denn dort hat es einen bewachten Parkplatz. Morgen geht es nur etwa 180 Kilometer nach Pingyao. Mehr davon im morgigen Bericht.
Datum: 11.06.2017 Kilometer: 174 Ort: Pingyao / China
Einen Vorteil hatte der Hotel-Wechsel gestern. Hier gab es zum Frühstück endlich wieder einmal Kaffee. Also zwei Tassen mussten es schon sein. Natürlich durften der Reis und das lauwarme Gemüse nicht fehlen. Obwohl ich schon recht gut mit den Stäbchen bin habe ich auch das bereitgestellte Besteck benutzt. Es geht einfach viel besser. Gelernt ist gelernt. Pünktlich wie immer war Toni wie abgemacht um 9.30 Uhr im Hotel und hat mich ins andere Hotel Vienna chauffiert, wo mein Motorrad stand. Schnell noch Tenue-Fez und dann ab auf den Bock Richtung Pingyao. Ich sagte Toni, dass wir es noch schnell bei der Autobahn-Einfahrt versuchen sollen. Entweder geht es oder es geht halt nicht, aber einen Versuch musste es wert sein. Kurz vor der Einfahrt winkte er mich an sich vorbei und ich fuhr ganz rechts wie immer auf das Toll-Häuschen zu. Schon sprang die Dame in ihrem Häuschen hoch, kam springend auf mich zu und winkte mich schon mit gekreuzten Armen ab. Das wärs dann gewesen, waren so meine Gedanken, aber so schnell gebe ich nicht auf. Ich klappte mein Kinnteil vom Helm hoch, setzte meinen Hundeblick mit einem Schuss smile auf und fragte die nette Dame, ob ich doch nicht mit einem so grossen Bike auf die Autobahn dürfe. Das ging natürlich nicht verbal sondern mit Händen und Füssen. Am Schluss noch mit gefalteten Händen, was sie mit einem Lächeln quittierte und mit Ihrem Mikrophon Ihre Chefin aufrufte. Die kam natürlich Sekunden später schon auf den Platz und redete auf mich ein. Dabei kam auch noch Toni in die Diskussionsrunde und nach nicht ganz einer Minute war sie hin und weg. Einzige Bedingung war, dass ich nochmals etwa 200 Meter zurückfahren muss und ohne anzuhalten an der Schranke vorbeifahren soll. Mit einem dankenden lächeln und einem erhobenen Daumen bin ich dann an der Schranke vorbei gefahren. Toni kam natürlich auch mit einem Schmunzeln auf den Lippen durch das Tollhouse und fuhr voraus. Nun konnte ich mich auf eine gemütliche Fahrt bis Pingyao einstellen. Das waren ja nur 170 Kilometer und in gut zwei Stunden hatten wir die abgespult. Im Ort haben wir dann das Hotel bezogen und Toni machte mich darauf aufmerksam, dass es hier eine ganz schöne Altstadt gibt. Ich hatte ja genug Zeit und bin am Nachmittag dorthin gelaufen. Eine riesige Stadtmauer umrahmt die ganze Altstadt und innen hat es wirklich schöne Häuser, die sich endlos kreuz und quer aneinander reihten. Es war wirklich sehr heiss, als wir ankamen hatte ich etwa 32 Grad auf der Anzeige und ich vermutete, dass es jetzt noch mehr waren. Es ist sehr touristisch. Wenige nicht Asiaten habe ich gesehen und der Rest waren alles Chinesen, die die Altstadt auch sehen wollten. Morgen haben wir etwa einen 400 Kilometer-Etappe auf dem Programm. Wenn wir die wieder auf der Autobahn abspulen können ist das easy, wenn nicht, dann haben wir morgen ein hartes Programm. Start ist 9 Uhr. Toni hat mich gewarnt, dass das nicht immer so läuft wie bei der heutigen Autobahneinfahrt. Auf jeden Fall werde ich auch Morgen meinen Hundeblick mit einem Schuss smile aufsetzen und dann halt nur noch hoffen. Mehr Morgen darüber.
Datum: 12.06.2017 Kilometer: 393 Ort: Tang Xian / China
Es vergeht kein Tag ohne Überraschungen. Nach dem Frühstück sind wir pünktlich um 9 Uhr abgefahren. Auf Vorschlag von Toni machten wir die ersten Kilometer auf den normalen Nationalstrassen. Er meinte es wäre besser erst einige Kilometer später den Versuch auf die Autobahn zu wagen und nicht schon in Pingyao selber. Nach den besagten 20 Kilometer machten wir uns auf zur Autobahneinfahrt. Kurz vorher winkte er mich vorbei und ich startete den Versuch auf der linken Seite die eigentlich üblich war. Dort stand ein Truck und war am Bezahlen. Ich fuhr direkt hinter den Truck und überholte den auf der linken Seite, damit mich die nette Dame vom Kassahäuschen nicht sah und fuhr Schnur stracks an der Barriere vorbei und schon war ich durch. Toni beobachtete das und sah, dass es geklappt hat und fuhr ebenfalls an die Tollstation, wo er normal bezahlen musste. Einige hunderte Meter später überholte er mich mit erhobenem Daumen und nun gehörte die Autobahn uns. Die Restlichen Kilometer durften wir dann gemütlich die Autobahn unbehelligt benutzen. Das Wetter war wiederum nicht eitler Sonnenschein und die Temperaturen bewegten sich so von 24 – 32 Grad, was sehr angenehm war. Jetzt sind wir in einem „kleinen“ Ort, welcher Tang Xian heisst. Was heisst klein? Für uns ist es wiederum eine grosse Stadt. Ich schätze es hat auch hier eine Million Einwohner. Toni meinte, wenn wir wieder in einer grossen Stadt seien, die Durchfahrt bis zum Hotel wieder recht happig wäre. Hier aber war eigentlich alles recht easy. Toni hat noch den BMW-Dealer in Peking angerufen und Ihn betreffend meinen Anliegen gefragt. Ich darf dort den Service machen lassen und das Motorrad auch dort einen Monat stehen lassen. Das sei kein Problem. Das Zweite ist, dass der BMW-Dealer recht nahe am Airport ist und ich deshalb nicht wie befürchtet nach Peking City rein muss. Toni hat sich gestern bereits erkundigt, dass wir nur zu ganz bestimmten Zeiten dort hineinfahren dürfen, denn wir besitzen beide nicht die Fahrzeugnummer die einem dazu berechtigt. Nun ist das Problem auch gelöst. Für mich hiess es heute späten Nachmittag, dass ich mir gut überlegen muss, was ich mit nach Hause nehme und was da bleibt. Erst Mal ging ich in die Stadt hinein und besorgt mir eine Tasche, damit Helm etc. auch sicher Platz haben. Neben dem Hotel sah ich ein recht schönes Restaurant und ich sagte mir, dass ich heute Abend da essen gehe. Nun, so um 19 Uhr bin ich dann hingegangen und wurde gleich von netten Chinesischen Betreuerinnen in Empfang genommen. Ich konnte gar nicht mehr zurück. Ich wurde an einen Tisch geführt. Auf dem Weg dorthin, zeigte man mir ein Buffet mit allerlei verschiedenen Saucen und anderen Sachen. Nun kam die Karte und langsam dämmerte es mir. Im Tisch eingelassen war eine kleine Kochplatte und auf der Karte konnte man seinen Sud und die Beilagen zum Fondue Chinoise bestellen. Das Restaurant war fast voll und es war ein kommen und gehen. Ich bestellte Rindfleisch und Riesencrevetten. Die kamen schön aufgemacht und dann konnte es losgehen. Das Servicepersonal hat mich natürlich immer beobachtet und war mir stets behilflich. Ich stellte mich wahrscheinlich nicht immer ganz geschickt an. Na ja, die Saucen waren gar nicht nach meinem Geschmack. Denn Anderen aber hat es glaube ich geschmeckt. Auf alle Fälle hat es rundherum geschmatzt und geschlürft was das Zeug hält. Nun weiss ich wenigsten Mal eins zu eins, wie eigentlich ein echtes Chinesisches Fondue serviert und gegessen wird und bin um eine Erfahrung reicher. Morgen geht es zur letzten Station vor dem Boxenstopp, nämlich nach Peking. Es sind nur noch gut 250 Kilometer. Ob ich auch die auf der Autobahn schaffe oder sie auf den Nationalstrassen herunter spulen muss, wird sich dann zeigen. Weiteres dann Morgen.
Datum: 13.06.2017 Kilometer: 242 Ort: Peking / China
Yes. Ich hab’s geschafft. Peking ist nun Wirklichkeit geworden. Nach 16‘017 Kilometer bin ich nun am definitiven Ende der Seidenstrasse angelangt. Allerdings musste ich dies heute nochmals unvorhergesehen hart erarbeiten. Als ich heute Morgen zum Fenster hinausschaute, traf mich fast der Schlag. Regen und das nicht zu knapp. Muss den das jetzt am letzten Tag auch noch sein? Ich hatte keine Wahl und rüstete mich im Regenmodus aus. Meine Taschen konnte ich bei Toni im Auto deponieren. Um 8.30 Uhr ging es los. Erst Mal stand noch tanken auf der Tagesordnung. Nach wenigen Kilometern setzte Toni den Blinker und wir verrichteten das anstehende tanken. Anschliessend ging es auf die Autobahn. Keiner hat im Tollhaus-Häuschen gezuckt und ich war durch. Kurze Zeit später fuhr Toni wieder mit erhobenem Daumen an mir vorbei und setzte sich wieder vor mich hin. Die ersten 70 Kilometer waren einfach nur nass und zwar wirklich nass! Plötzlich liess der Regen nach und innert kurzer Zeit hatte ich wieder trockene Strassen. Toni fuhr bei der nächsten Gelegenheit von der Bahn, damit ich mich wieder im Trockenmodus fortbewegen kann. Anschliessend ging es wieder Richtung Peking. Toni hatte eine Route ausgesucht, über welche wir von Norden her zur BMW-Servicestation kommen. Etwa 40 Kilometer vor Peking wechselte das Wetter wieder in „Vollschiff“. Ich hatte keine Zeit mehr den Regenanzug zu montieren und fuhr halt im Motorradanzug einfach weiter. Nach etwa 20 Kilometer war auch das wieder vorbei und so konnten wir die letzten 20 Kilometer noch zur Trocknung des Anzugs verwenden. Kurze Zeit später standen wir dann vor der BMW-Servicestation. Dort hiess es noch umpacken, umziehen, den Mechs noch die nötigen Informationen liefern und den Abhol-Termin abmachen für den 17. Juli 2017. Als auch das bereinigt war, chauffierte mich Toni zum Holiday Inn Express. Das Hotel ist recht nahe beim Flughafen. Toni und ich verabschiedeten uns und wünschten uns beiden eine schöne „freie“ Zeit. Er wird mich am 17. Juli hier im Hotel wieder abholen und mich zum Bike bringen. Er hat am nächsten Montag eine ganze Gruppe, die er betreuen muss. Diese sind aber nur 10 Tage in China. Für mich heisst es heute noch ein bisschen chillen. Morgen will ich noch das Vogelnest-Stadion und die verbotene Stadt anschauen.
Datum: 14.06.2017 Kilometer: 0 Ort: Peking / China
Das war nochmals ein richtig interessanter und erlebnisreicher Tag. Nach dem Frühstück habe ich mich für den Besichtigungs-Tag bereit gemacht. An der Rezeption verlangte ich ein Taxi zum Olympia-Stadion. Kaum hatte die nette Dame das bestellt, stand es bereits vor dem Hotel und ich konnte einsteigen. Die Fahrt dorthin kostete 50 Yuan, also etwa 7 Franken. Dort konnte man ein Ticket kaufen, das einem erlaubt bis in das oberste Stockwerk zu kommen. Das habe ich natürlich auf gemacht. Es ist schon ein imposanter Bau. Mir persönlich gefällt er ungemein. Die Schweizer Architekten Herzog und de Meruon haben ihn entworfen. Ich konnte kein einzelnes Teil von der Fassade ausmachen, welches gleich ist. Das ist für mich ein einziges Kunstwerk und die, die die Arbeiten ausführten schlussendlich die Künstler. Nach gut zwei Stunden hatte ich das gesehen. Es war inzwischen 11.30 Uhr. Ich ging wieder zur Hauptstrasse und stoppte ein freies Taxi, welches mich zur verbotenen Stadt brachte. Inzwischen war es wirklich heiss geworden. Ich vermute ein gutes Stück über 30 Grad. Nach einer guten halben Stunde konnte ich aussteigen und zum Ticketschalter gehen. Es hatte tausende von Leuten. Sehr wenige nicht mandeläugige Touris habe ich auch gesehen. Anschliessend musste man zum Check-In, wo das Gepäck bzw. die Taschen geröntgt wurden und ich selber musste durch einen Metall-Detektor. Von da an war man in der verbotenen Stadt. Sehr alte und imposante Gebäude mit riesigen Vorplätzen zeigten sich. Wenn man wieder eine Treppe hoch stieg, kam auf der anderen Seite wieder ein riesiger Platz und einem noch imposanteren Bau zum Vorschein. Das wiederholte sich drei Mal und zum Schluss kam man in die Garten-Anlage. Als ich zum Exit kam, musste ich sofort eine Flasche Wasser kaufen, denn die meiste Zeit stand ich immer in der gleissender Sonne, die unbarmherzig auf meinen Kopf schien und mir die Schweissperlen reihenweise herausdrückte. Inzwischen war es etwa 14 Uhr und ich entschloss mich, ins Zentrum zu laufen. Natürlich suchte ich auf dem Weg immer die Schattenseiten. Dort habe ich dann noch einen Markt besucht und habe mich in zwei Warenhäusern herumgetrieben. Beim McDonald‘s gabs noch ein legendärer Burger mit einem Schuss Cola und ein paar Pommes. Am späteren Nachmittag brauchte ich dann noch einen Taxi wieder zurück ins Hotel. Ich habe etwa 10 Taxis gefragt und alle haben abgewunken. Schlussendlich habe ich dann halt doch ein illegales Taxi genommen. Im Lonely Plant steht ausdrücklich geschrieben, dass man diese Taxis ja nicht nehmen soll. Sie würden bescheissen etc. Was blieb mir anderes übrig als trotzdem dieses Taxi zu nehmen? Ich hatte keine Wahl. Ich fragte nach dem Preis und er tippte diesen in Handy. 150 Yuan. Das ist für mich OK. Ich stieg ein und tippte auf meinem Handy die gleiche Route ein wie der Taxifahrer, damit er mich nicht an einen anderen Ort bringt. Ich muss sagen es hat alles gut geklappt und der Preis war wirklich nicht überrissen. Ich musste am Morgen für die beiden offiziellen Taxis, den gleichen Preis bezahlen. Nun ist auch mein letzter Tag bis zum Boxenstopp unterhaltsam zu Ende gegangen. Morgen heisst es für mich früh aus den Federn. Ich muss 3 Stunden vor Abflug auf dem Flughafen sein. Um 4 Uhr holt mich das Taxi ab und um 7.25 Uhr geht dann mein Flieger. Ich habe einen 4 Stündigen Zwischenstopp in Dubei und um 20.20 Uhr setz ich wieder einmal meine Füsse auf Schweizer Boden. Ich freue mich riesig auf den Boxenstopp.
Nun ist es Zeit, mich bei meinen Lesern zu verabschieden. Am 17. Juli geht es dann wieder unermüdlich weiter. Ich habe mir erlaubt noch einen kleinen Zwischenbericht zu verfassen. Wer Lust verspürt kann auch den gerne lesen. Bis bald The Killer