Boxenstopp / Zwischenbericht
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Boxenstopp
Nun verabschiede ich mich ziemlich genau für einen Monat. Ich „darf“ nach Hause und mein Motorrad bleibt in der Zwischenzeit in Peking in einer BMW-Servicestation und bekommt eine werkstattliche Auffrischung. Neues Öl und ein Service muss auch gemacht werden. Dazu kommt noch die Reparatur des linken Federbeins, damit ich dann auf den Off-Road-Strecken in der Mongolei gewappnet bin. Einen frischen Hinterreifen werde ich von zu Hause per Flugzeug mitnehmen, der dann noch aufgezogen werden muss. Der Vorderreifen ist nach meinem Gefühl noch bei etwa 80 Prozent. Der Hinterreifen ist bei etwa 20 Prozent und das nach gut 16000 Kilometer. Chapeau für Heidenau. Eine solche Strecke mit einem Pneu ist nicht selbstverständlich. Normal sind meine Pneus nach spätestens 6000 Kilometer durch und müssen ersetzt werden. Ich bin auf Empfehlung von Peter Weibel diesen Pneu gefahren und muss sagen, absolute Spitze. Natürlich kann man mit diesen Reifen nicht gleich fahren wie ich das normalerweise tue. Aber für so eine Reise mit so viel Gepäck kann ich den Heidenau nur empfehlen.
Zwischen-Rückblick
Ich bin bis jetzt insgesamt durch 18 Länder hindurchgekommen. Die einen habe ich nur durchfahren und in einigen war ich für längere Zeit. China der Grösse wegen natürlich am längsten. Anfangs war es recht schwierig. Erstens kam ich lange nicht in den Reise-Modus, was mich selber recht erstaunte. Zweitens hatte mir das Wetter wirklich sehr zu schaffen gemacht. Die Kälte und der Schnee waren nicht ohne und zerrten sehr an meinen Batterien. Ich musste meinen Routenplan mehrmals überarbeiten, da ich mir die wärmeren Gegenden aussuchen musste. Bulgarien konnte ich wegen Schneefalls gar nicht anfahren, denn Sarajevo meldete Schneefall bei null Grad. Erst so ab Griechenland wurde es besser bis dann der Regen und der Schnee in der Türkei kam. Das hat mich dann schon fast vom Hocker gehauen. Mit Schnee nach dem Bosporus hatte ich dann schon gar nicht mehr gerechnet. Doch auch das habe ich dann geschafft und kam dann nach Georgien. Dort musste ich feststellen, dass es immer schwerer wird mit der Sprache und der Schrift. Dieses Problem begleitete mich nun bis nach China. Recht wenige können englisch was eine Kommunikation erheblich erschwerte. Was ich auch nicht gewohnt war, mich mit dem Zeitdruck auseinander zu setzen. Ich hatte Termine wie die Einreise nach Turkmenistan (ich hatte dort nur ein 5-tägiges Transitvisum) und der 25. Mai für die Einreise nach China. Als ich die Pan Americana gefahren war, war dies nie ein Thema, denn ich konnte dort die Visas direkt an der Grenze lösen. Hier aber hatte ich 6 Visas, die mit mehr oder gar keiner Toleranz versehen waren. Ich war immer gejagt von meinem eigenen Terminplan, der mir ständig im Nacken war. Aserbaidschan erlebte ich erstmals als totalen Überwachungsstaat. Obwohl Baku eine sehr schöne Stadt war bleibt mir Aserbaidschan mit einem beklemmenden Gefühl in Erinnerung. Iran hat mich sehr überrascht. Unheimlich nette Leute alle wollten ein Foto schiessen. Ich weiss nicht auf wie vielen Fotos und Videos ich gelandet bin. Sie waren immer Hilfsbereit und überaus freundlich. Dort war es auch wo mir die vielen verschleierten Frauen so richtig bewusst wurden. Das hat natürlich an meinem Weltbild ein bisschen geknappert, so dass ich mich fragen musste, ob das wirklich sein müsse. Ich musste dies einfach so hinnehmen und abhacken. Ein grosses Glück war, als ich gegen das Ende im Iran ankam, Pascal Pjeters kennen gelernt zu haben. Er stieg im gleichen Hotel ab wo ich war. Auch er war alleine mit dem Motorrad unterwegs und wir hatten die gleiche Richtung, nämlich China. Er hat aber seinen Eintritt in China erst am 6. Juni und ich am 25. Mai, aber bis dann konnte ja noch viel Zeit vergehen. Wir bereisten zusammen Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan. Turkmenistan war für mich am unsympathischsten. Asgabat, eine riesige Stadt. Menschen leer und alles neu. Riesige Strassenzüge ohne Autos. Das Höllenfeuerloch in der Wüste konnte auch das nicht Wett machen. Usbekistan war dann das pure Gegenteil. Wieder freundliche und lachende Leute. Dort hatten wir die Schwierigkeit, dass wir das Benzin auf dem Schwarzmarkt beschaffen mussten. Tadschikistan war insgesamt sehr schön. Leider konnte ich den Pamir aus Zeit- und Wettergründen nicht machen, dass ist der kleine Wehmutstropfen. Doch Rückblickend habe ich damals die einzig richtige Entscheidung gefällt als ich auf den Pamir verzichtet habe. Ich hätte die Motorradgruppe, welche sich im Green-House von Dushanbe gebildet hatte mit meinem Termindruck unnötig unter Zwang gestellt und damit die ganze Gruppe gefährdet. Leider musste ich mich dann von Pascal verabschieden und dann meine Reise wieder alleine in Angriff nehmen. Später habe ich dann erfahren, dass sie erst am 26. Mai wieder in Osh in Kirgistan waren, sodass ich am 25. Mai nicht an der Chinesischen Grenze gewesen wäre und somit mein Guide verpasst hätte. Kirgistan bleibt mir auch in sehr schöner Erinnerung, „ausser“ die verdammten korrupten Polizisten. Die haben mir 300 US-Dollar abgezwackt, was mich heute noch wurmt. China wird mir auch sehr eindrücklich in Erinnerung bleiben. Ein grossen „Plus“ war, dass ich einen super Guide erwischt habe. Toni machte fast alles für mich. Er suchte die Hotels aus und buchte sie. Er zeigte mir die Route die wir zusammen befahren. Eigentlich war das wie Ferien. Ich musste nicht jeden Abend meine Route planen und schauen, ob ich auch einen Schlafplatz kriege. Er besorgte immer Getränke und lagerte sie im kleinen Kühlschrank in seinem Auto. Er fährt ein vernünftiges Tempo, was mir sehr behagt und ist mir beim Übersetzen stets behilflich. Für mich ein reiner Glücksfall. Die Wüsten werden auch eine bleibende Erinnerung bei mir hinterlassen. Turkmenistan, Usbekistan, die Takla Makan- und die Gobi-Wüste in China waren schon nicht ohne. Mensch war das heiss und ich stellte mir mehrmals vor, wenn ich eine Panne gehabt hätte, was ich tun würde. Man wäre auf Gedeih und Verderben auf die Hilfe anderer angewiesen. Ich bin aber überzeugt, dass ich die Hilfe auch bekommen hätte. Ein zentrales Problem war auch die Esserei. Ab Georgien konnte ich die Karten nicht mehr lesen. Ja ich hatte sogar ein Problem, dass ich gar keine Restaurants mehr fand, denn ich konnte die angeschriebenen Gaststätten gar nicht mehr lesen. Ich war darauf angewiesen, dass ich von aussen erkennen konnte, dass das ein Restaurant sein muss. Ich habe mich dann auf die kleinen Fastfood-Läden konzentriert. Dort konnte man aus den Shashlik-Spiessen aussuchen, welche man gerne möchte. Dazu gab es einfach Fladenbrot. Wenn man den ganzen Tag ohne Essen war, war das den manchmal eine ziemliche Herausforderung. Oder zu China. Da ist einfach sehr vieles Crasy. Was da im Westen alles abgeht, das ist für ein hundsnormaler Mitteleuropäer wie mich ein Ding dass er niemals verstehen wird. Tankstellen wie Festungen, in den Städten alle 200 Meter ein Polizeiposten, eine Polizeikontrolle bei jeder Stadteinfahrt. Die Polizeikontrollen liefen dann so ab, dass ich vom Motorrad absteigen musste um dann in ein Haus zugehen, wo ich gescannt wurde und zusätzlich wurde mein Pass registriert. Autos, welche mehr als eine Person dabei hatten, mussten die mitfahrenden Gäste aussteigen und ebenfalls ins Haus hineingehen. Sie hatten das gleiche Prozedere zu absolvieren wie ich. Der Fahrer musste aussteigen, die Motorhaube und den Kofferraum öffnen. Anschliessend wurde das Auto gründlich gefilzt. Man hatte etwa bei jeder Kontrolle etwa 10 Minuten. Auf den Strassen war so alle 50 Kilometer eine Polizeikontrolle, in Hotels kommt man nicht hinein ohne dass man seine Taschen durch den Röntgen-Automat lässt und selber auch durch ein Metalldetektor gehen muss und das gilt auch bei Einkaufshäusern, Krankenhäuser, etc., dass Motorräder nicht in Tankstellen hineinfahren dürfen sondern das Benzin per Kanne über den Zaun gegeben wird und, und, und. Ich selber habe auch erlebt, dass mir aufgetragen wurde, dass Motorrad bis zur Zapfsäule zu stossen und dann durfte ich abfahren, oder dass mir befohlen wurde, dass Motorrad von der Zapfsäule an bis zur Ausfahrt zu stossen, oder dass ein Motorrad nicht auf die Autobahn darf ist für mich nicht nachvollziehbar. Gott sei Dank muss ich nicht alles verstehen!?! Ab 17. Juli 2017 steht der zweite Teil meiner Reise an. Ich hoffe es bleibt weiterhin spannend.