Ecuador - Don't stop

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Ecuador

Motorrad-Reisen > PanAmericana 2012 > Länderberichte

Bericht
Datum: 28.07.12
Ort:  Ibarra

Diesen Tag habe ich mir eigentlich ein bisschen anders vorgestellt. Heute bin ich um 7 Uhr auf und dann zum Frühstück. Ich wollte ja relativ früh am Border zu Ecuador sein. Ich hatte so rund 80 km bis an die Grenze und bin so um 8.15 abgefahren. Mein GPS meinte es nicht gut mit mir. Es führte mich in Pasto ein bisschen im Seich herum, da ich Quito eingegeben habe und Ecuador nicht auf den Karten ist. Bis ich dies gemerkt habe und die Stadt beim Border noch in Kolumbien eingegeben hatte verging seine Zeit. Ich bin dann doch so um 10.45 am besagten Border angekommen und sofort bei der Kolumbischen Immigration vorbei. Die haben mir einen Stempel in den Reisepass verpasst und weiter ging's um den Töff aus Kolumbien auszuführen. Auch dies ging superschnell. Nach einer Viertelstunde war ich fertig. So die Hälfte wäre geschafft. Jetzt geht's zum Ecuador-Border. Als ich dort nach einigen hundert Meter ankam , traf mich fast der Schlag. Unheimlich viele Leute, die an der Immigration anstanden. Erst habe ich das nicht glauben wollen, dass ich mich hinten an diese Reihe anstellen muss, doch nach dem Nachfragen deuteten alle an das Ende der Reihe. Ich musste zuerst durch die Immigration. Den Töff kann ich erst anschliessend mit dem besagten Stempel im Pass importieren. Ich stand von 11 - 14 Uhr in dieser Reihe und ich rechnete, dass es noch 1,5 Stunden gehen wird, bis ich daran komme. Mein Ziel Quito konnte ich unter diesen Umständen einfach vergessen. Ich hatte in der Reihe einige nette Bekanntschaften gemacht. Die hinter und die vor mir wollten natürlich wissen, ob mir dieser Töff gehört und was ich mache und woher ich kam. Die fragten mich fast ein Loch in den Bauch und der hatte es ja schon schwer genug, denn die Beine standen auch in den Bauch hinein. Etwa 10 Mal musste ich immer wieder die Karte holen und sie zeigten mir wo ich hin solle und wo es gefährlich sei und, und, und. Alleine sei es besonders gefährlich. Ich müsse in Bolivien und Peru sehr gut aufpassen, wegen Diebstahl und Schiessen etc. Ich sagte Ihnen, dass ich doch dort durch muss und sie gaben mir dann Tips wie ich mich verhalten soll. Eigentlich so, wie ich mich immer verhalte. So um 13.30 Uhr fuhren 4!!!! BMW GS auch an den besagten Border. Alle mit Vollgepäck. Mich nahm natürlich sofort wunder woher die Kamen. Aus Venezuela. Die sind nach Patagonien gefahren und sind jetzt auf dem Rückweg. Es waren alle so in meinem Alter. Bei zweien fuhren auch die Frauen mit. Ich sagte Ihnen, dass sie sich sofort in die Reihe stellen sollen, denn ich stehe schon für dieses kleine Stück bereits zwei Stunden. Sie schickten dann sofort zwei in die Reihe und einer davon konnte das nicht glauben, dass das so lange geht. Wir tauschten dann unsere Internetadressen und die Namen aus und ich sagte, dass ich mich wieder in die Reihe stellen müsse, sonst sei die ganze Mühe umsonst. Es vergingen keine fünf Minuten. Der, der sich über die vielen Leute aufregte ruft in die Menge "Killer". Natürlich reagierte ich und ging zu Ihm hin. Gib mir deinen Pass und 20 Dollar und wir sind in 20 Minuten fertig. Irgendwie hat der es geschafft, mit dem besagtem Handgeld einen Beamten zu bestechen, der uns dann innert 20 Minuten, die Stempel in die Pässe drückte. Wenn die nur 3 Stunden vorher gekommen wären! Die, die mit mir in der Reihe standen verstanden die Welt nicht mehr, dass ich fertig war und mich bei Ihnen verabschiedete. Sie taten mir irgendwie leid, doch habe ich halt den Vorteil benutzt. Ich war aber noch nicht fertig! Jetzt ging's zum Zoll. Wo das war habe ich natürlich die anderen Töfffahrer auch gefragt und die haben's mir dann gezeigt. Ich bin dann mit meinen Kopien vom Pass, Führer- und Fahrzeugschein auf dieses Büro und kam sofort dran. Nach einer halben Stunde mit Kontrolle am Töff war ich dann da auch fertig und konnte endlich in Ecuador einreisen. Es war inzwischen 14.45 Uhr geworden. 3 ¾ Stunden!! An einem Border, wo die Kradvagabunden schrieben, dass das ein sehr einfacher und schneller Grenzübergang sei. Ich glaube auch, dass es nicht immer so viele Leute hat und dann das Ganze sehr viel schneller von statten geht. Ich hatte einfach Pech. Ich konnte mich bei den andern Töfffahrer nicht mehr verabschieden, da ich bei deren Abreise auf dem Zollamt war. Nun schwang ich mich auf den Töff und fuhr los. Stellte mein GPS ein mit der Gratis-Karte, welche ich gestern heruntergeladen hatte, ein. Nach 60 Sekunden stellte das GPS einfach wieder ab, ohne mein Zutun. Was soll denn das? Gestern hatte es einwandfrei funktioniert und mit der anderen Karte bin ich heute schon gefahren. Das muss an der Karte liegen. Ich wechselte die Karten wieder aus, doch das Problem zeigte sich immer wieder. Ich fuhr dann halt ohne GPS los. Ich konnte mich nicht verfahren, denn es gab nur diese eine Strasse Richtung Quito. Ich regte mich fürchterlich auf!! Jetzt ist das GPS kaputt. Ich habe nur spärliche Landkarten bei mir. Wie soll das noch weitergehen? Ich muss sofort ein Hotel mit Internet suchen und dort vielleicht ein neues Betriebsprogramm herunterladen. Ich habe mir dann zu Ziel gesetzt, bis nach Ibarra zu fahren und dort ein Hotel zu suchen. Unterwegs habe ich mich immer wieder gefragt, was anders als heute Morgen ist. Nach etwa 100 km kam mir in den Sinn, dass ich mein Natel wieder eingeschaltet habe als ich in der Reihe stand. Ich wollte Fotos von der Reihe und vom Border selbst machen und da ich mein Fotoapparat im Töff verstaut hatte, nahm ich halt das Natel, dass ich bei mir hatte. Genau das war's! Ich hielt den Töff an und stellte mein Natel ab und von da an ging das GPS einwandfrei. Mir viel ein Stein vom Herzen. Irgendwie beisst sich die Verbindung vom Natel zum GPS, doch das werde ich dann erst wieder in Schweiz abklären. Ohne GPS auf einer solchen Reise ist es dann noch doppelt so schwierig. Die Strassen und die Ortschaften sind selten beschriftet. Ich glaube ich hätte sofort in Quito ein neues gekauft. So um 17 Uhr bin ich dann in Ibarra eingetroffen und habe ein nettes Hotel gefunden. Zimmer mit Bad und Dusche, Hallenbad und Frühstück 29 Dollar. Znacht habe ich recht gut in einem an der Strasse gelegenem Restaurant gegessen. Kostenpunkt mit einem Serveca, 5 Dollar und 20 Cent. Es ist unheimlich günstig hier. In Quito wird's dann wieder ein bisschen teurer, vermute ich. Über diese Kleinstadt kann ich nicht viel sagen. Ich werde Morgen noch in die City fahren und mir das anschauen, bevor ich dann nach Quito weiterreise. Ansonsten hatte ich eigentlich eine schöne Fahrt. 2 Mal musste ich den Regenanzug anziehen. Beide Male wäre es eigentlich nicht nötig gewesen, denn es war jedes Mal ein leichter Sprühregen. Die Strassen in Ecuador sind bis jetzt spitze. Ich habe noch kein einziges Schlagloch gesehen und die Strassen sind so wie bei uns. Innerorts ist 50 und Ausserorts ist 90 Std./km. Die Töfffahrer haben mir gesagt, dass ich ja nicht zu schnell fahren soll, denn die Bussen seien sehr gross und je nach dem bis zu drei Tagen "Knast". Das verkneif ich mir. Ich bewegte mich eigentlich immer zwischen 2000 und 3300 M.ü.M. Die Landschaft in den Anden hat sich gegenüber vorher auch geändert. Die Berge sind mit gelbem Gras umhüllt und einigen Büschen dazwischen. Eigentlich wie eine Steppenlandschaft. Am Talboden wo normalerweise ein Fluss fliesst, ist dann die Vegetation sehr grün und wird auch bewirtschaftet. Je nachdem, wie weit man das Wasser transportiert, hat es auch an den Berghängen einige Äcker, die Kassettenartig angelegt sind. Morgen geht's nach Quito. Ich freue mich.

Datum: 29.07.12
Ort:  Quito

Relativ früh bin ich zum Frühstück und anschliessend hiess es wieder einmal packen. Auf nach Quito.
Ich liess es ganz gemächlich angehen, denn ich hatte ja nur etwa 150 km vor mir. Zuerst wollte ich noch einige Fotos machen von Ibarra und dann ganz gemütlich losfahren. Nach etwa 20 km kam schon wieder der erste Sprühregen und ich entschloss mich, den Regenanzug anzuziehen, denn etwas weiter in Richtung Süden war der Himmel sehr stark bedeckt und ich rechnete damit, dass es noch heftiger Regnen kommt. Es kam aber nicht. Nach etwa 50 km zog ich den Anzug wieder aus, denn es wurde mir allmählich zu warm und der gefürchtete Regen blieb ja sowieso aus. Plötzlich, so nach etwa 100 km sah ich eine Tankstelle mit integrierter Kaffee-Stube angeschrieben mit Swiss-Nescafe und ich entschloss mich, hier einen Kaffee zu trinken. Ich nahm den Kaffee raus an einen Tisch in der Nähe des Töffs. Ich setzte mich und schlürfte genüsslich den sehr guten Kaffee. Nach ein paar Minuten kamen 2 Herren auf mich zu und fragten mich über meinen Töff aus. Sie wollten wissen von wo und wohin und, und, und. Es kam dann heraus, dass der jüngere von denen schon mal in der Schweiz war. Basel und Freiburg hatte er gesagt. Er konnte sogar einige Brocken Deutsch, was mich doch recht verwunderte. Er habe in der Schule 2 Jahre Deutsch gehabt und das kleine bisschen sei noch übrig, was er könne. Er konnte sehr gut englisch und wir verständigten uns auf diese Weise. Sie kommen aus Quito und müssen in die Gegenrichtung nach Ibarra, woher ich ja kam. Der jüngere sagte mir, dass er mir ein Mail schickt, dann können wir vielleicht am Montag in Quito ein Kaffee trinken gehen. Er wisse, wo's den besten in Quito gäbe. Nach dem Austausch unserer E-Mail-Adressen und Namen, verabschiedeten wir uns. Mal schauen ob noch etwas kommt. Dann fuhr ich gemächlich wieder Richtung Quito weiter und so um 14 Uhr kam ich dann im Hotel Sebastian an. Ein sehr schönes Hotel recht nahe am Zentrum (im neuen Teil von Quito). Den Nachmittag verbrachte ich mit laufen. Was bin ich gelaufen!!! Stundenlang!!! Das ist eine riesige Stadt. Sie hat 1,5 Mio. Einwohner und liegt auf 2 800 M.ü.M. Ich hatte extra einen Stadtplan mitgenommen und ich fand nur mit Mühe wieder zurück zu meinem Hotel. Es war kurz nach dem Eindunkeln. Es hat einen riesigen Park. Ich schätze der ist 2 - 3 km lang und etwa 1 km breit. Da es Sonntag war, hatte es dort sehr viele Leute, bzw. Familien, die dort Ihre Freizeit verbringen. Sie spielten Fussball, Volleyball, liessen Drachen steigen oder verweilten sich sonst irgendwie. Es war ein schönes zuschauen. Als ich den Park durchquert hatte kam ich an ein riesiges Einkaufszentrum. Ich schätze etwa so gross, wie das in Guadelajara in Mexiko. Jede Marke ist vertreten und die Geschäfte waren super modern eingerichtet, eigentlich wie bei uns. Nach einiger Zeit des durchschlenderns habe ich mich dann wieder auf den Rückweg ins Hotel gemacht. Kaufen kann ich ja eigentlich nichts, denn es fehlt mir schlichtweg, der Platz. Morgen werde ich so eine Stadttour machen mit einem Touri-Bus. Sonst habe ich keine Chance an die vielen schönen Punkte in dieser Stadt zu kommen. Heute habe ich auch den Äquator kurz vor Quito überschritten. Das verlief ganz unspektakulär. Mein GPS zeigte an der besagten Stelle dort "0" an. Das Wetter hier in Quito ist sehr angenehm. Etwa 22 Grad mit einem leicht kühlen Luft. Mit einer dünnen Jacke ist man ideal angezogen. Bei Sonnenschein wird es dann sofort recht warm aber nie heiss, so wie es vorher war. Am Abend habe ich dann im hoteleigenen Restaurant sehr gut gegessen, wie schon seit langem nicht mehr. Das Restaurant war piekfein  ausgestatt. Mit Tischtüchern, Servietten, schönen Weingläsern etc.. Als ich die Bestellung aufgab, bestellte ich zum Essen noch ein Glas Wein. "Never"!?! Ein Serveca? "Never"!?! Wieso haben sie denn diese Getränke auf der Karte, war meine Frage. Wenn ich Wein oder ein Serveca haben möchte, dann müsse ich im Hotelzimmer essen? Wieso denn das? Sie klärten mich dann soweit auf, dass die Restaurants in Ecuador ab Sonntag um 16 Uhr im ganzen Land keinen Alkohol ausschenken dürfen. Andere Länder, andere Sitten. Scheiss-Sitten!!!!!!!!!!! Ich begnügte mich halt dann mit einem Mineral und verschlang dazu ein Filet Mignon an Kräuterbutter mit Gemüse und Ofenkartoffeln. Es war wirklich spitze. Das Glas Wein habe ich mir dazu einfach vorgestellt. Die Wirkung aber blieb natürlich aus!!! Ich werde sicher 2 Nächte hier in Quito verbringen und entscheide mich dann wie's weitergeht.

Datum: 30.07.12
Ort:  Quito

Wie geplant habe ich heute so eine Stadtrundfahrt mit einem offenen Car gemacht. Der hat mich während 3 Stunden von Ponzius bis zu Pilatus herumgekarrt. Es war interessant. Wir haben so alle Wahrzeichen von Quito angefahren und ich konnte einige imposante Föteli machen. Als die Rundfahrt dann zu Ende war, es war inzwischen 13 Uhr geworden, habe ich mir gesagt, jetzt laufe ich anhand meines Stadtplanes wieder zurück. Am Morgen bin ich mit dem Taxi gekommen. Ich bin recht auf die Stümpen gekommen. Etwa 2,5 Stunden habe ich gehabt bis ich wieder im Hotel war. Zwischendurch habe ich in einem Kaffee noch ein Cappuccino getrunken. Ich bin dann todmüde ins Hotel zurückgekommen und habe mal eine Siesta eingelegt. Ich habe mich immer noch nicht so an die Höhe, bzw. Klima gewöhnt. Bei der kleinsten Anstrengung wird's mir ganz anders und meine Pumpe schlägt wie verrückt. Morgen geht's weiter Richtung Süden. Ich muss mal schauen wie weit ich komme. Es kommt ganz auf den Verkehr und die Strassenverhältnisse an.

Datum: 31.07.12
Ort:  Cuenca

Heute bin ich ziemlich zeitig in Quito abgefahren, damit der Verkehr noch nicht allzu stark ist. Dem war dann auch so und ich kam sehr gut aus der Stadt raus. Heute habe ich einen richtigen Töfftag erleben dürfen. Mitten in den Anden bin ich auf super ausgebauten Strassen der Länge nach Richtung Süden nach Cuenca gefahren. Ich bewegte mich meistens so um die 3 000 M.ü.M.. Das höchste was ich heute erreichte war 3 620 M.ü.M.. Es war trockenes Wetter, aber um die hohen Berge waren stets recht happige Wolken. Dafür sind die Temperaturen nicht mehr so hoch. Ich musste seit Kanada nie mehr die dicken Handschuhe anziehen, doch heute war es dann wieder einmal so weit. Als ich über 3 200 M.ü.M. war viel das Thermometer auf 7 - 8 Grad und zusätzlich schaltete ich auch noch die Griffheizung ein. Morgen werde ich bestimmt auch noch die Innenfutter des Motorradanzuges einsetzen. Auf meiner Fahrt ging es durch Täler und dann wieder kleine Pässe und die Landschaft war einfach sagenhaft. Während dem Fahren sagte ich mir, Morgen fahr ich die ganze Strecke wieder zurück, denn es war wirklich wunderschön. Nein, nein, das wäre natürlich ein Blödsinn! Ich hoffe dass es Südwärts noch lange so bleiben wird. Sozusagen alle mittleren Berge sind bis zu den Bergspitzen bewirtschaftet. Diese Hügel sehen aus wie ein Schachbrett.  Unheimlich viele kleine Parzellen. Ich vermute, dass diese Felder einzelnen Familien gehören, wo Sie sich wahrscheinlich selbst versorgen. Viele Indio-Frauen habe ich gesehen die Vieh hüteten oder sonst das Feld bewirtschaften. Meistens haben sie noch ein Kind auf den Rücken geschnallt. Diese Frauen sind sehr klein und haben pechschwarze Haare welche  sie zu einem Zopf zusammengebunden haben. Bei uns würden diese in die Kategorie "Liliput" fallen. Sie arbeiten meistens in der Tracht und tragen einen hellen oder schwarzen Melonenhut. Genau so wie ich mir die Indio-Frauen vorstellte und ich sie auf Bildern auch schon gesehen habe. Aber und jetzt kommt das Aber. Wo sind die Männer? Die liegen wahrscheinlich zuhause im Sofa! Wieso geht das in Ecuador und bei mir nicht. Ich muss irgendetwas falsch gemacht haben! Melanie wird Freude haben!!!! Ich hielt unzählige Male an um ein paar Fotos zu machen. Mit der Zeit musste ich mir sagen dass es nun reicht. Die Strassen sind wie ein Teppich. Keine Schlaglöcher oder Riesenwellen. Man kann einfach in die Kurve liegen, als wäre ich bei uns an einer schönen Passfahrt die nie aufhören will. Die 470 km waren streng zum fahren, doch wurde ich x-Mal dafür entschädigt. Jetzt bin ich in Cuenca auf 2 500 Mü.M., etwa 200 km vor der peruanischen Grenze. Ich bin im Moment noch nicht schlüssig wie ich mir die Grenze einteile. Erstens sind 200 km recht viel für den Morgen und ich sollte spätestens um 11 Uhr an der Grenze sein. Laut meinen Kollegen aus dem Internet, sei dieser Grenzübertritt recht happig und ich muss 3 - 4 Stunden rechnen. Eigentlich möchte ich Morgen noch in Cuenca bleiben und dann Übermorgen ziemlich an die Grenze heranfahren. Dort nochmals übernachten und dann rüber bis nach Piura fahren, wo ich dann wieder auf Meereshöhe bin. Znacht habe ich in einem kleinen Restaurant gegessen. Camerone an Knoblauch mit Reis. Es war sehr gut.

Datum: 01.08.12
Ort: Cuenca      

Heute nach dem Frühstück bin ich auf Entdeckungsreise durch die Stadt. Natürlich mit dem Fotoapparat bewaffnet. Die Stadt Cuenca hat etwa 400 000 Einwohner und ist die drittgrösste Stadt von Ecuador. Es hat sehr viele Kirchen und 3 ganz schöne Stadtpärke. Der Grösste davon bildet eigentlich das Stadtzentrum. Es hat nicht wie in Quito ganze Schopping-Mals, sondern sehr viele Strassenläden, die zum Teil auch sehr klein sind. Man kann sehr viele Indigo-Frauen sehen. Sie verkaufen auf der Strasse Blumen, Gemüse oder anderen Krimskrams. Das Wetter war heute eher etwas durchzogen und die Temperaturen bewegten sich so um 18 - 22 Grad. Dazu zog manchmal ein unangenehmer Luft durch die Stadt. Aber Achtung, ich bin auf 2 500 Meter und das darf man nicht vergessen. Gegen Mittag bin ich nochmals in Hotel zurück, denn ich hatte eine Lavanderia entdeckt, wo ich meine Wäsche selber waschen kann. Nach dem einstündigen Wasch- und Trocknungsgang hatte ich mir einen Cappuccino in einem Cafe gegönnt. Für den Hunger bin ich später noch ins Restaurant Austria, wo ich das erste Mal seit sehr langem wieder ein Wienerschnitzel gegessen habe. Übrigens führt das Restaurant tatsächlich auch eine Östereicherin. Es schmeckte so, wie eben ein Schnipo schmecken muss, nämlich sehr gut, wenn man schon lange keines mehr gegessen hat. Morgen werde ich sicher nur bis an die Grenze fahren, denn nach meinem GPS sind es 340 km, die zu fahren sind ohne irgendwelche autobahnähnliche Strassen, recht happig.

Datum: 02.08.12
Ort: Macara      

Der Tag hatte so gut begonnen und so beschissen aufgehört. Ich bin wie die letzten paar Tage früh aufgestanden, zum Frühstück und um 8.15 Uhr bin ich abgefahren. Zügig raus aus der Stadt Richtung Macara. Die ersten 300 km waren wirklich wieder wie ein Traum, genauso wie die Fahrt von Quito nach Cuenca. Landschaftlich und die Strassen einfach super. Dann kam ein verhängnisvoller Fehler. Kurz nach Loja weisste mich mein Navi von der Hauptstrasse ab auf eine Kiesstrasse, welche ich nicht befolgte. Ich dachte, das hat einen Furz und fuhr einfach auf der guten Strasse weiter. Da es sich um eine Gratisdatei handelt traute ich den Weisungen nicht. Ich schaute lange Zeit nicht mehr aufs Navi. Als ich dann doch mal darauf schaute, sagte es mir umkehren und dann hielt ich mal an, um zu schauen was es denn hat. Ich sah in der Navi-Karte, dass ich tatsächlich falsch war. Ich hätte dort, wo es sagte, abzweigen sollen. Eigentlich verstand ich die Welt nicht, da es sich um eine rote Strasse handelte und diese müsste eigentlich befestigt sein. Ich war inzwischen schon 40 km gefahren und musste nun wieder zurück. 80 km für die reinste Katz. Als ich dann wieder zum besagten Punkt zurückkam, schwenkte ich halt auf die Schotterpiste und mein Navi war zufrieden. Ich musste wirklich langsam, so mit 20 - 30 Std./km, fahren und wenn es tief wurde halt noch weniger. Dazu musste ich natürlich auf die Kupplung und immer wieder. Ich merkte beim Kuppeln, dass mein Motorrad immer noch schiebt. Das dürfte ja eigentlich nicht sein, wenn ich auskupple. Nachher ist mir klargeworden, dass meine Kupplung nicht richtig funktioniert. Ich hielt an um zu schauen was da los ist. Beim anhalten hat es mir den Motor abgewürgt, obwohl ich die Kupplung ganz durchzog. Was jetzt? Zurück nach Cuenca oder weiter nach Maraca. Ich entschied mich nach Maraca. Vielleicht hört es unterwegs wieder auf. Es hörte nicht auf!! Das Abfahren ist das Schlimmste. Wenn ich am Fahren bin kann ich mit dem ganz kurzen Druckpunkt schalten. Die ersten 20 km ab der Abzweigung war reinster Schotter und ich musste höllisch aufpassen. Ich fuhr sozusagen alles im 2. Gang. Später war die Strasse wenigstens gewalzt, sodass ich in den Dritten schalten konnte. So kam ich einigermassen vorwärts. Genau in einer Steigung war eine Militärkontrolle mit dem Schlagbaum unten und ich musste anhalten. Als ich angehalten habe, bzw. mir den Motor abgewürgt hatte, öffnete das Arschloch den Schlagbaum und zeigte mir, dass ich fahren könne. Aber wie war nun die Frage. Ohne Kupplung in der Steigung komme ich kaum weg. Ich deutete Ihm an, dass ich Probleme mit der Kupplung habe und er zeigte mir, dass ich doch zurückfahren solle und unten kehren soll und dann wieder hoch. Das machte ich dann auch und kam dann auch weiter. Kurz vor Macara, es war inzwischen 17.30 Uhr geworden, hatte es die letzten 4 km eine stehende Kolonne. Ohne Kupplung in einer Kolonne zu stecken ist einfach die grösste Scheisse. Ich hatte unheimliches Glück, dass es abwärts ging, so konnte ich in den neutralen Gang einlegen und musste nur rollen und bremsen. Kurz vor dem eindunkeln war ich dann in Macara und suchte ein Hotel. Ich habe dann halt nur ein Hostel gefunden, aber war zufrieden, dass ich wenigstens heil angekommen bin. Eigentlich hatte ich geplant, dass ich sofort einen Mechaniker aufsuche und die Sache mit dem anschauen kann. Da die meisten Geschäfte aber schon geschlossen hatten, strich ich mir mein Vorhaben. Der Hostelbesitzer sagte mir, dass ich mein Töff im benachbarten Vorhof unterstellen könne. Er deutete mir den Weg und er ging voraus. Leider war niemand zuhause und er sagte, dass ich halt nun den Töff draussen stehen lassen muss. Scheisse und nochmals scheisse. Dann stehe ich halt jede Stunde auf um mein Töff zu kontrollieren. Ich hatte bereits mein Telefon-Wecker so eingerichtet, dass er mich jede Stunde weckt, als es an der Tür klopfte. Der Besitzer stand draussen und sagte, dass die anderen jetzt wieder zuhause seien und ich mein Töff jetzt reinstellen könne. Es viel mir ein Stein vom Herzen. Wenigstens ist der einigermassen sicher versorgt. Vor Macara haben mich die anderen Töfffahrer gewarnt, dass es gar nicht sicher sei und ich auf meine Taschen auf dem Töff gut aufpassen muss. Es werde einfach alles geklaut, was nicht niet- und nagelfest ist. Zum Glück habe ich heute noch gefrühstückt. Den Zmittag habe ich extra ausgelassen, doch hier in Macara hat es nichts, was nach Essen aussieht. So habe ich mich halt an die eiserne Reserve herangemacht und habe zweidrittel der Guetzli gegessen. Den letzten Drittel spare ich mir fürs Frühstück auf. Morgen weiss ich noch nicht wie ich vorgehe. Gehe ich ohne zu reparieren über den Zoll und fahre einfach weiter, oder kümmere ich mich erst mal um den Töff? In Lima hat es scheinbar eine BMW-Vertretung, doch dies wäre noch 1500 km und das ohne Kupplung? Das wäre fraglich? Ich lasse es nun zuerst Morgen werden und entscheide dann.














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