China 1 Hinreise
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Berichte
Datum: 25.05.2017 Kilometer: 223 Ort: Kashgar / China
Endlich ist es soweit! Ich bin in China. Zumindest ich. Mein Motorrad noch nicht. Dafür werde ich Morgen von meinem Guide abgeholt. Der macht für mich dann die Fahrzeugkontrolle. Das ist etwas wie die MFK. Anschliessend muss ich dann noch zu einer Fahrprüfung. Doch nun mal von vorne. Heute bin ich um 5 Uhr aufgestanden und um punkt 6 Uhr losgefahren. Bei knackigen 1 Grad Aussentemperatur. Das halt auf 3100 Meter über Meer. Ich hatte ja nur etwa 70 Kilometer bis zur Chinesischen Grenze. Ich bin wirklich langsam gefahren und habe den Morgen genossen. Eingerahmt von hohen schneebedeckten Strassen ging es erstmal auf 3700 Meter über Meer und dann gemächlich wieder runter. Bald kam dann der Kirgisische Zoll, do ich meinen Pass vorweisen musste und der wollte dann ach noch das Formular, welches ich bei der Einreise bekommen habe. Anschliessend ging es weiter, so ca. 5 Kilometer und wieder stand ich vor einer Grenze. Immer noch die Kirgisische. Dort musste ich erst Mal warten. Das ist ja genau das was ich am liebsten mache. Dass ich aber heute noch viel länger warten müsste, kam mir schon gar nicht in den Sinn. Endlich ging das Grenztor auf und ich durfte passieren. Natürlich nicht ohne meinen Pass gezeigt zu haben. Beim Grenzhaus musste ich mich dann ordentlich filzen lassen. Ich musste mein Gepäck abmontieren und auf eine Scanneranlage legen. Dass ich anschliessend das Gepäck noch auspacken musste, versteht sich von selbst. Nun war das Ausreiseprozedere von Kirgistan erledigt. Anschliessend etwa 7 Kilometer weiter und dann kam ich an den Chinesischen Border. Der war geschlossen. Einige Lastwagen warteten schon. Ich fragte einen Chauffeur wie lange dass die Grenze noch zu ist. Der sagte um 10 Uhr sollte das Tor aufgehen. Na dann warte ich halt noch eine halbe Stunde. Es blieb mir ja auch nichts anderes übrig. Kurz vor zehn schlarpte ein Grenzsoldat ans Tor und öffnete es. Ich durfte als erster passieren. Mein Guide sollte ja bereits schon da sein. Im Zollhaus wurde ich gefilzt wie noch nie. Mein Laptop musste ich hochfahren und alle Filme wollt er sehen. Natürlich fand er nicht die Filme die er erhoffte! Alles, aber wirklich alles musste ich auspacken. Sogar die GPS-Dateien für alle Länder musste ich hochfahren und das waren nicht wenige, denn ich bin durch einige Länder durch. Im Anschluss fragte mich ein Beamter, ob ich auch einen Guide hätte. Ich bejahte und sagte, dass der Toni heisse und ich hätte auch noch seine Telefonnummer. Ich händigte Ihm dieselbe aus und er rufte ihn an. Es sage mir, dass der Toni noch sicher 100 Kilometer zu fahren hätte und ich solle mich im Warteraum auf die sicher stündige Wartezeit einstellen. Nun dass machte ich auch. So gegen 13 Uhr kam dann der Toni. Ein mittelalterlicher Typ. Sympatisch und sehr nett. Als ich ihn zum ersten Mal sah, sagte ich Ihm, dass wir eigentlich um 10 Uhr verabredet wären. Er entschuldigte sich und sagte, dass er mir geschrieben hätte, doch ich hätte keine Internet-Verbindung gehabt. Von da an ging es erst richtig los mit der Immigration nach China. Wir durften etwa 50 Kilometer weiter fahren zur richtigen Immigration. Ich fragte ihn, was denn das gewesen sei was ich beim letzten Posten gemacht habe. Er sagte, dass das nur die allgemeine Zollkontrolle war. Jetzt käme die eigentliche Immigration. Ich will jetzt nicht nochmals alles aufwärmen aber ich kann sagen, dass ich sowas meines Lebtags noch nicht erlebt habe. Ich weiss nicht wie viele Male ich meinen Pass vorweisen musste. 100 Mal sind übertrieben, ja, aber gefühlt habe ich sie! Ich musste mit meinem Töff durch eine Lastwagen-Scannanlage fahren. Mich nimmt nur wunder was die gesucht haben. Zu guter Letzt musste ich meinen Töff etwa 100 Kilometer vor Kashgar stehen lassen und mit meinen Guide im Auto nach Kashgar fahren. Ich kann jetzt sagen dass ich heute die Immigration geschafft habe. Mein Töff aber noch nicht. Der muss sich das Ganze Morgen über sich ergehen lassen. Um 21 Uhr bin ich endlich im Hotel in Kashgar angekommen. Richtig Müde und ausgehungert. Vom Guide bekam ich geliehener weise 100 Remembi, damit ich etwas essen konnte. Als Erstes startete ich die Dusche und dann ab in die Lobby ins Restaurant. Es ist wirklich ein schönes Hotel. Ich bin im 16. Stock. Die Aussicht konnte ich noch nicht geniessen, denn der Hunger war zu gross. Beim Hingehen ins Restaurant hörte ich plötzlich bayrisch. Erst Mal Hunger stillen war die Devise und ging an den dreien vorbei. Nach dem Abendessen ging ich dann auf die älteren Typen zu und fragte, ob sie auch Touris seien. Sie sagten natürlich ja und luden mich spontan zu einem Bier ein. Das war noch ganz lustig mit denen. Morgen reisen sie ab und gehen an einen anderen Ort. Ich werde Morgen um 9.40 Uhr von meinem Guide abgeholt. Dieser Tag ist nur für den Töff reserviert. Einer der Bayern gab mir noch für 50 Euro Remembi, damit ich nicht nochmals einen Tag ohne Geld da stehe. Der Guide hat mir für Morgen in Aussicht gestellt, dass ich Dollar wechseln kann oder ein ATM-Automaten bekomme. Jetzt bin ich todmüde und gehe bald schlafen. Morgen gebe ich dann Bericht wie das mit dem Töff gelaufen ist.
Datum: 26.05.2017 Kilometer: 98 Ort: Kashgar / China
Nach einem wirklich guten Frühstück wartete der Guide „Toni“ bereits auf mich. Der medizinische Test müsse jetzt gemacht werden. Wir machten uns zu Fuss Richtung Spital auf den 20 minütigen Weg. Was dort abgeht ist für Mittel-Europär kaum vorstellbar. Nur um in das Spital zu kommen, muss man X Sicherheits-Checks über sich ergehen lassen. Es sieht aus wie an einem Flughafen-Check. Kolonnen von Leuten. Die Taschen werden geröntgt und man muss sich einer ordentlichen Body-Kontrolle hingeben. Dann geht es Treppen auf und Treppen ab. Dann in dieses Büro und dann dort wieder anstehen und am Schluss bekommt man ein Papier, das besagt, dass ich gesund sei. Die Doktorin hat mich nicht eine Sekunde angeschaut oder angefasst. Es geht nur um das Papier. Ohne Guide wäre das ein Ding der Unmöglichkeit dies zu bewerkstelligen. Die Sprache und die Schrift unmöglich zu verstehen oder zu lesen. Etwas später konnte ich mich jetzt auch mit Yuan eindecken. Endlich habe ich das hier begehrte China-Geld in den eigenen Händen. Mit Dollar kann man hier nicht bezahlen. Oder auch noch so eine Sache. Die Tankstellen gleichen Festungen. Bei der Einfahrt sind mindestens zwei Polizisten welche jedes Fahrzeug mit Spiegel von unten angeschaut wird. Dass alle Türen, Kofferraum und Motorhaube geöffnet werden muss ist hier selbstverständlich. Ansonsten bekommt man kein Benzin. Rundherum ist mit Stacheldraht-Rollen abgesperrt. Dass muss man einfach mal gesehen haben. Die Chinesen ticken auch anders und das im wörtlichen Sinn gemeint. In ganz China ist es die gleiche Zeit. Eigentlich müssten sie mindestens zwei Zeitzonen haben. Hier im Westen fangen die erst um 10 Uhr morgens an zu arbeiten. Mittagszeit ist dann von 14 – 16 Uhr und dann wird wieder gearbeitet mindestens bis 20 Uhr. Jetzt ist es im Moment 21.30 Uhr und die Sonne schein immer noch. So um 22.30 Uhr geht sie dann unter. Natürlich wird es dementsprechend später hell am Morgen. Es gibt im Hotel auch erst um 8.30 Uhr Frühstück. Es sind einfach wirklich verschiedene Welten. Nun zu meinem Bike. Das durfte ich heute im 100 Kilometer entfernten Dorf holen. Beim Austritt aus dem Zolllager musste ich wieder anhalten. Nein, den Pass wollten die Polizisten nicht sehen, sie wollten unbedingt ein Foto schiessen. Einige setzten sich sogar darauf. Mein Guide sagte, die behandeln dich wie ein Star. Nein, sagte ich: Die meinen nur das Bike. Übrigens die Chinesen fahren viel mit den Rollern. Alle sind elektrisch und die Roller haben in den Städten eine eigene Strasse. Zum Essen kann ich auch noch etwas sagen. Das was ich bis jetzt gehabt habe war wirklich immer gut. Dazu kommt, dass sie recht scharf kochen und das liebe ich. Ich meine scharf und nicht salzig. Salz verwenden sie eher weniger. Überall hat es Peperoni oder Chili drinnen. Mir kommt gerade jemand in den Sinn, der das fast verabscheut. Ich wüsste nicht, wie ich dem Servicepersonal das klar machen könnte, dass ich weder Peperoni noch Chili mag. Manchmal plappern die auf einem ein und du verstehst einfach, und das bei aller Anstrengung, kein Wort. Danke heisst gemäss meinem Guide „Schi-Schi“. Nun noch zu meinem Bike. Es ist jetzt ich Kashgar. Um 18 Uhr kam mein Guide ins Hotel und sagte, dass wir jetzt das Bike holen können. Es sei soweit alles vorbereitet. Um 21 Uhr waren wir wieder zurück. Morgen haben wir um 9 Uhr abgemacht und fahren zur Motorfahrzeugkontrolle. Das ist etwa 30 Kilometer entfernt. Wenn ich dann alles habe, die Nummer und den Fahrausweis, geht es gleich weiter nach Aksu, das sind dann etwa 500 Kilometer. Mehr davon dann Morgen.
Datum: 27.05.2017 Kilometer: 479 Ort: Aksu / China
Heute bin ich pünktlich um 9 Uhr bereitgestanden wie abgemacht. Toni natürlich auch. Er sagte, dass wir zur MFK etwa 30 Kilometer fahren müssen und wir die Autobahn nehmen. Nada. An der Einfahrt wurden wir mit einem Anschiss wieder weggeschickt. Töffs haben nichts auf Autobahnen verloren. Dabei würde ich denen allen um die Ohren fahren. Die würden nur noch den Kondenzstreifen sehen. Also kehrten wir wieder und fuhren halt über die Landstrasse zur MFK. Dort wieder in ein Büro und dann wieder den Töff in einem anderen ca. 1 Kilometer entfernten Haus vorführen. In dieses Haus durfte ich nicht hinein fahren. Wir mussten eine Stunde warten bis ein Chef nach draussen kam und das Motorrad begutachtete. Dann gings wieder ins erste Haus und dort hiess es wieder warten. Um Mittag um 13 Uhr war ich stolzer Besitzer eines Chinesischen Führerscheins und einer Töff-Nummer. Eine kleine Enttäuschung musste ich auch noch einstecken. Ich ging davon aus, dass ich eine echte Nummer bekomme. Doch wurde mir nur eine Nummer in Kreditkartengrösse mitgegeben. Das ist ein chinesisches Temporär-Schild. Diese Ausweise muss ich einfach ständig auf mir tragen und ja nicht verlieren. Endlich konnten wir Richtung Aksu die gut 450 Kilometer in Angriff nehmen. Wie gesagt dürfen wir nur die Landstrassen benutzen. Wir haben es nochmals versucht auf die Autobahn zu kommen und auch der Versuch ging heftig schief. An einigen Stellen wurde die Strasse geflickt und es wurden Nebenstrassen erstellt. Die meisten waren zwar Offroad aber sehr gut zum befahren. An einer Stelle war etwa 400 Meter tiefster Sandstaub. Die Räder versanken im nu. Ich konnte nur noch mit den Füssen in den Sandstaub stehen und fast nur im Schneckentempo die 400 Meter bewältigen. Nach der Durchfahrt war ich gemauert von rotem Sandstaub. Um ca. 15.30 Uhr hat Toni gesagt, dass wir etwas kleines Essen sollen und er hielt unterwegs in einem kleinen Restaurant an, das eine kleine Terrasse hatte. Etwa 20 Deutsche und ein Schweizer (Willi) waren auch dort als Zwischenhalt. Mit denen habe ich am Tisch gesessen und auch etwas gegessen. Natürlich hat es auch ein kleiner Schwatz gegeben. Etwa 40 Kilomter vor der Stadt hatten wir von der Wüste her einen richtigen Sandsturm. Ich musste augenblicklich das Visier herunternehmen. Nach etwa 20 Kilometer war der Spuk vorbei. Etwa 8 Kilometer vor der Stadt Aksu wurden wir, das heisst wegen mir, an einer Polzikontrollstelle angehalten und angewiesen, den Töff und das Auto zu parkieren und zu warten. Erst musste ich wie immer den Pass zeigen und mein Guide diskutierte mit den Beamten heftig. Toni hat mir dann mitgeteilt, dass wir nicht alleine in die Stadt hineinfahren dürfen. Es werde eine Eskorte geschickt. Inzwischen war es bereits 21 Uhr gewesen. Eine ganze Stunde mussten wir auf die Eskorte warten und endlich die letzten 8 Kilometer in Angriff zu nehmen. Um 22.15 Uhr waren wir dann endlich im Hotel. Erst Duschen und dann sofort etwas essen. Inzwischen ist es 23.45 Uhr und jetzt schreibe ich noch mein Tagesbericht. Morgen geht es weiter nach Kuqa.
Datum: 28.05.2017 Kilometer: 302 Ort: Kuqa / China
Wir sind pünktlich wie abgemachte heute um 9.30 Uhr losgefahren. Erst war mal tanken angesagt. Toni ist vorausgefahren und bei der nächst besten „Festung“ auf den Eingang zugefahren. Ich hinterher und schon wurde ich zurückgewiesen. Für mich gibt es kein Benzin nur für das Auto. Toni kam zu mir und fragte was meine Anzeige den sagt. Etwa 360 Kilometer habe ich noch drin. Gut ich fahr die Strecke und er ging fürs Auto tanken. Er fuhr vollgetankt voraus und ich brav hinterher. Nächstes Ziel waren die Caves bei Kuqa. Das sind sehr alte herausgehauene Gemächer des Budas und seinen geleerten. Die Gemächer wurden in die Sandsteinberge gehauen und mit schönen Farben an Decken und an Wänden bemalt. Ich habe nicht alles verstanden was die Führerin erzählt hat. Die Führerin sprach nur chinesisch und mein Führer hat es mir dann in Englische übersetzt. Es war brandheiss. Ich war froh als die Besichtigung vorbei war und ich wieder auf den Feuerstuhl sitzen konnte. Der Fahrtwind kühlt viel mehr als man denkt. Die Fahrt war wiederum nichts aussergewöhnliches. Wüste, Wüste und nochmals Wüste. Links war das Sandsteingebirge und rechts von der Strasse wars einfach flach mit Sand und sonst gar nichts. Die Sandsteinberge kommen einem vor als wenn man zuoberst mit einem Schuhmacher-Hämmerchen klopfen würde, das Ganze zusammenbrechen würde. Die Berge sind sehr fragil und es ist wahrscheinlich eine Frage der Zeit, dass alles mal flach hier sein wird. Sicher geht das noch ein paar tausend Jahre aber irgendwann ist alles mal unten. Die letzten 60 Kilometer bis Kuqa wurden wir noch von 3 Polizeikontrollen beglückt. Alle liefen glatt und dauerten kaum mehr als 5 Minuten. Noch eine kleine Story am Rande. Ich brauchte ja auch noch Benzin. Kurz bevor wir in Kuqa ankamen, fuhr mein Führer Toni vor eine Tankstelle. Riesige Diskusionen begannen. Ich stand da und wartete einmal ab. Nach einigen Minuten kam Toni zu mir und sagte ich dürfe Tanken. Aber eine Bedingung. Ich dürfe bis zur Schranke mit dem Motorrad fahren, dann absteigen und das Motorrad bis zur Zapfsäule schieben. Ich glaubte ich sei im „verstehen sie Spass“. Das ist ja Kindergartenniveau. Ich brauchte ja Benzin, also befolgte ich die Auflagen. Toni half mir beim Schieben. Als das Motorrad vollgetankt war, durfte ich aufsteigen, den Motor anlassen und wieder hinaus fahren. Man glaubt es kaum aber es ist leider so. Oder noch so eine Story. Bevor wir die Caves besichtigten, machte ich noch einige Fotos von der Umgebung. Das hat meine Führerin gesehen und mich höflich und bestimmt aufgefordert, den Fotoapparat am Eingang abzugeben bzw. zu deponieren. Es dürfe in den Caves nicht fotografiert werden. Als wir mit der Führerin zu den Caves liefen fragte sie, ob ich ein Handy habe. Ich sagte ja. Mit dem Händy dürfe ich fotografieren. Was soll das? Jetzt bin ich in einem sehr schönen Hotel in Kuqa. Ich habe hier auch gegessen und muss sagen, dass ich auf der ganzen Reise noch nie so gut gegessen habe. Zugegeben, es war ein Buffet a Diskretion. Da nimmt man natürlich das was einem am besten schmeckt. Morgen geht es nach Korla. Das ist halt dann auch wieder nur Wüste. Irgendwann wird auch das vorbei sein.
Datum: 29.05.2017 Kilometer: 285 Ort: Korla / China
Erst noch etwas zu gestern Mittag und am Abend. Am Mittag sind wir ja die Caves besuchen gegangen. Beim Hinmarsch kamen uns drei Typen entgegen. Na wer wohl? Die drei Bayer, mit denen ich ein paar Tage zuvor am Abend ein Bier getrunken habe. Was macht Ihr hier? Ich habe gedacht ihr seid auf grosser Zugreise. Ja auch aber ab und zu würde der Zug auch anhalten. War die Antwort. Nun noch ein bisschen Smaltalk und wir verabschiedeten uns. Am Abend in meinem Hotel. Was sehe ich da? Wieder die drei Bayer. Sie hätten in diesem Hotel übernachtet und warteten bis halb elf im Hotel bis der Zug wieder weiter fährt. Natürlich gab es noch ein Bier und einen weiteren Smaltalk. War nett die drei wiederzusehen. Wer weiss kreuzen sich unsere Wege wieder. Nun zu heute. Ich und verschlafen. Dass gibt es eigentlich nicht. Heute musste ich die Segel streichen. Bis 20 Minuten vor zehn habe ich geschlafen. Den Wecker habe ich nicht eingestellt, denn normaler weise erwache ich immer vorher. Heute aber nada. Nun, der Toni hat natürlich geduldig wie ein Chinese auf mich gewartet. Ich habe mich entschuldigt und versprochen, dass das nicht mehr vorkommen wird. Angesichts der kurzen Strecke war das auch kein Problem. Anstatt 9.30 Uhr sind wir halt eine Stunde später losgefahren. Nichts ausser gewöhnliches. Wüste und nochmals Wüste. Drei Polizeikontrollen mussten wir über uns ergehen lassen. Alle waren easy und dauerten nicht mehr als 5 Minuten. Jetzt sind wir mitten in der Stadt Korla in einem wiederum schönen Hotel. Hier hat es sehr viele Roller unterwegs. Alle sind elektrisch betrieben. Übrigens ab 60 Jahren darf man hier weder Töff noch Roller fahren. Wo gibt’s denn dass ausser in China! Ich freue mich auf das Abendessen. Wenn es nur halb so gut ist wie gestern, dann wäre ich schon sehr zufrieden. Morgen geht es weiter nach Turpan. Das ist etwa 470 Kilometer und eine Besichtigung steht dort auch noch an. Mal schauen.
Datum: 30.05.2017 Kilometer: 371 Ort: Turfan / China
Das Abendessen war bis auf 80 Prozent so gut. Also immer noch spitze. So ab 23 Uhr habe ich dann geschlafen und bin heute Morgen frisch wieder zum Frühstück. Der Kaffee war gut aber das „Schümli“ kennen die Chinesen noch nicht. Sonst war die Auswahl gross nur mochte ich am Morgen einfach nicht viel. Punkt neun sind wir dann gestartet Richtung Trufan. Korla lag auf 1100 Meter über Meer bei angenehmen 23 Grad. Dann stieg es stetig an so bis auf 1700 Meter über Meer. Wir über querten einen kleinen Pass in den Sandhügeln. Es war noch sehr eindrücklich. Die Chinesen haben zwischen den Sandbergen eine recht schöne Strasse gebaut. Sie schlängelte sich hoch und wieder runter. Als wir den Pass überquert haben, tat sich uns die Gobiwüste auf. Es ging sehr lange bergab. Als ich unten ankam oder glaubte unten zu sein, ging es immer noch bergab. Mein Navi gab mir an, dass wir bei -88 Meter „über“ Meer seien. Es wurde Brandheiss. 42 Grad durfte ich als höchsten Wert zur Kenntnis nehmen. Das ging dann weiter so bis nach Turpan. Unter 40 Grad war nichts auszumachen. Schweissgebadet kam ich dann im Hotel an. Mein Guide „Toni“ sagte mir, dass er für mich ein Zimmer reserviert habe und er jetzt weiter fahre. Sein Vater habe heute den 80igsten Geburtstag und das sei „nur“ 180 Kilometer von hier. Er werde Morgen auf 9.30 Uhr wieder hier sein und mich abholen. Neben dem Hotel hat es ein kleiner See. Schätzungsweise etwa 200 Meter lang und etwa 150 Meter breit. Da bin ich dann am späteren Mittag rundherum gelaufen. Es war bei dieser Hitze einfach kein Vergnügen. Also bin ich noch ein bisschen in die Stadt geschlarbt. Natürlich benutzte ich immer die Strassenseite mit Schatten. Ansonsten würde es dich braten. Nichts Aussergewöhnliches ausser Geschäfte da und Geschäfte dort. An den Anschriften kann ich nicht erkennen, was die zu verkaufen haben, doch ab und zu haben sie auch ausgestellt, sodass ich mir darauf einen Reim machen konnte. Irgendwo auf dem Weg habe ich dann noch eine Pollo-Stube gesehen, wo ich mir noch eine Pouletbrust zu Herzen genommen habe. Das geht alles Wortlos. Ich zeige auf ein Bild und die Kassiererin tippt auf ihrem Taschenrechnung den Betrag ein, den ich zu bezahlen habe. Über Facebook habe ich erfahren, dass Lukas, der Österreicher, den ich in Dushanbe mit den Schweizern und den Deutschen kennengelernt habe, im Spital liegt. Pascal hat mir über Facebook geschrieben, dass sie nach dem Pamir direkt nach Osh gefahren seien und schon zwei Tage dort sind. Lukas habe derartige Kopfschmerzen, dass er zu schreien begann. Ich vermute dass der Pamir wahrscheinlich seine Spuren hinterlassen hat. Dort geht es hoch bis auf 4700 Meter über Meer. Sie vermuten, dass er eventuell ein Blutgerinnsel im Kopf hat. Pascal sei sehr besorgt um Lukas, denn der ist erst so Ende 20. Ich hoffe für Ihn, dass alles gut geht und wünsche ihm von hier aus gute Besserung. Jetzt ist es bei mir bald 19.30 Uhr und ich mache mich langsam parat zu Abendessen. Ich werde hier im Hotel etwas zu mir nehmen, mit dem bin ich die letzten paar Mal gut gefahren. Morgen geht es nach Hami. Wiederum Wüste und nochmals Wüste oder heiss und noch heisser. Die Gobi lässt grüssen.
Datum: 31.05.2017 Kilometer: 414 Ort: Hami / China
Heute Morgen sind wir etwas später abgefahren als sonst üblich. Toni ist so etwa 10.30 Uhr gekommen und dann sind wir los Richtung Hami. Erst ging es wieder runter unter den Meeresspiegel und dann stetig bergauf bis so auf 1400 Meter über Meer. Anfangs waren die Temperaturen noch so rund um 30 Grad und später als wir auf Höhe kamen sanken die Temperaturen auf rund 22 Grad, was sehr angenehm war. So die ersten hundert Kilometer waren geschafft und dann kam die grosse Ebene. Ich bin ja mich an Wind gewohnt von Patagonien her aber was da abging das war mindestens Patagonien. Der Wind putschte sich durch die Ebenen was das Zeug hält. Ich habe ja lange keine Angst aber heute habe ich die pure Angst gehabt. Ich musste mindestens 80 Kilometer in der Stunde fahren, damit ich irgendwie auf dem Töff sitzen geblieben bin und gegen den Wind ankam. Volle Schräglage und dann stellte der Wind von einer Sekunde auf die Andere ab und eine Sekunde später kam er wieder mit voller Wucht. Wie schon gesagt waren die Temperaturen äusserst angenehm aber geschwitzt habe ich trotzdem. Langsam bekam ich Krämpfe in den Händen vom Halten des Lenkers. Ich konnte den keine Sekunde loslassen. Bei einem Halt hinter einem Lastwagen der auch einen Halt machte sagte Toni dass es hier immer windet aber so heftig hätte er es auch noch nie erlebt. Nun, da musste ich durch. Auf einer weiteren Ebene machte ich Toni darauf aufmerksam, dass ich Benzin brauche. An der nächsten Tankstelle fuhren wir diese an. Ich durfte nicht mit meinem Motorrad reinfahren, sondern bekam 8 Liter in einer Kanne. Der Polizist der den Eingang kontrollierte und uns nicht hineinliess, hielt den Töff, der auf dem Seitenständer stand am Lenker, damit der Wind nicht das Motorrad umschmiss. In der Zwischenzeit wurde die Kanne gefüllt und mein Töff bekam den nötigen Sprit. Auf dem Töff sitzend musste ich gehörig aufpassen, damit mich nicht eine Böe umhaut. Ich war froh, wieder in Fahrt zu kommen und meine 80 Stundekilometer fahren zu können. Bei diesem Tempo fühlt ich mich am sichersten, wenn man da von Sicher sprechen kann. Unterwegs habe ich immer wieder Schweizer und Deutsche Wohnmobile gesehen, wenn ich die überholte hubte ich zwei drei Mal. Im Rückspiegel sah ich dann die Lichthupe welche sie mir als Zeichen gegeben haben. So ging es etwa 200 Kilometer. Anschliessend wurden die Winde immer weniger, dafür stieg das Thermometer wieder bis 34 Grad an. In Hami bzw. im Hotel angekommen sah ich wieder die Wohnmobile der Gruppe. Die sind auch unterwegs auf der Seidenstrasse. Sie schlafen im Auto aber benutzen die Infrastruktur der Hotels. Es ist eine Deutsche Agentur, die das alles organisiert. Ich habe mit denen noch einen kleinen Schwatz gehabt bis der General, bzw. der Reiseleiter zum Appel rief. Darum kann ich mich schlecht an so einer Gruppe anschliessen. Da ist man einfach eingeengt und kann nicht mehr frei entscheiden. Ich habe die Gruppe noch gefragt wo sie Essen. Sie sagten, dass alles organisiert sei für sie im Hotel. Ich habe mich heute entschieden, ausserhalb mein Glück zu versuchen und bin total auf die Schnauze gefallen. Ich habe eine Schüssel voll bekommen, dass erstens vor Chili stand und zweitens eine Portion, welche für sechs Personen gereicht hätte. Es war so scharf, dass ich von Schweissbächen und nicht mehr von Perlen sprechen kann. Nach einigen bissen musste ich die Segel streichen und widmete mich meinem Chinesischen Bier. Übrigens Heineken, Becks oder wie sie alle heissen mögen habe ich schon seit X Länder keine mehr gesehen. Es gibt nur lokales Bier was auch gut so ist. Sie schmecken alle ein bisschen anders aber gut sind sie trotzdem. Morgen geht es weiter Richtung Dunhuang wo wir zwei Nächte bleiben.
Datum: 01.06.2017 Kilometer: 412 Ort: Dunhuang / China
Heute sind wir wiederum pünktlich um 9.30 Uhr gestartet. Das Frühstück war eher mager. Tee und ein bisschen Reis mit Gemüse. Erst musste getankt werden. Als das erledigt war ging es wieder auf die Autobahn Richtung Dunhuang. Gut 400 Kilometer war angesagt. Der Wind war heute nicht mehr so stark wie gestern. Dementsprechend kam ich recht gut voran. Wieder alles Wüste und nochmals Wüste. Ich habe langsam den Wüstenkoller. Es ging wieder ein bisschen Bergauf und dann wieder Bergab. Immer so zwischen 1800 und 1000 Meter über Meer. Die Temperaturen konnten sich heute auch wieder sehen lassen. So von anfangs 28 – 34 Grad. Auf der Strecke sah ich immer wieder die Wohnmobile der Schweizer und der Deutschen. Als wir einen Halt machten, waren bereits die Walliser auch am rasten. Spontan fragte mich die Walliserin, ob ich einen Kaffee möchte. Ja gerne, denn ich habe heute Morgen nur Tee bekommen. Ich durfte in ihrem Wohnmobil Platz nehmen und bald kam auch schon der Kaffee. Was ich sagen würde, wenn sie mir noch ein Schöggeli geben würde? Ja gerne, ich habe schon seit Wochen keine Schokolade mehr gesehen noch natürlich gegessen. Sie kam mit einer Lindor-Kugel. Ich glaube meine Augen glänzten. Eine Lindor-Kugel, meine Leibspeise!!!!!! Ach war dass ein Genuss. Langsam kauen und einfach geniessen. Das war das High light des Tages. Anschliessend natürlich wieder auf die Piste. Die Gobiwüste ist hier eher flach, denn es hat kaum Hügel. Viele Windparks habe ich hier gesehen. Die Stromleitungen sah ich natürlich auch. Die Chinesen hätten Anfangs die Windparks zu schnell gebaut, sodass sie den Strom nicht transportieren konnten. Angesichts der Stromleitungen haben sie nun das Problem gelöst. Unterwegs hat es plötzlich geheissen, dass wir in einem anderen Distrikt sind. Den Namen habe ich schon wieder vergessen. Toni sagte mir, dass ich bestimmt sehen werde, dass jetzt alles anders ist. Bei der Ankunft im Hotel musste ich nicht durch eine Sicherheitsschleuse und Polizei hat es auch keine auf der Strasse. Die Tankstellen sind auch wieder frei zugänglich und nicht mehr wie eine Festung. Einen Nachteil hat es auch. Ich darf in diesem Bezirk mit dem Motorrad nicht auf die Autobahn, sondern muss die Hauptstrassen nehmen. Alles kann man nicht haben. Morgen gehen wir wieder so Buddha Caves anschauen. Ich habe einen Eintritt auf 11.30 Uhr bekommen. Anscheinend werden wir aber am Mittag wieder weiter fahren. Wann und bis wohin sehe ich dann Morgen.
Datum: 02.06.2017 Kilometer: 0 Ort: Dunhuang / China
Juhui. Freier Tag heute!!! Einen Tag mal wieder ohne Bike. Heute Morgen habe ich das Programm nochmals angeschaut und gesehen, dass wir 2 Tage in Dunhuang bleiben. Das hat sich sehr gut getroffen und zwar aus mehreren Gründen. Endlich kann ich meine Motorradklamotten waschen lassen. Die sind nicht nur dreckig sondern sie haben nicht mehr den allerbesten Geschmack. Das hiess alle Schoner herausoperieren und zum Waschen geben. Morgen soll ich den Anzug um 9 Uhr wieder bekommen. Das Andere ist, dass ich für die Führung von den Mogao Caves erst um 11.30 Uhr einen Termin bekommen habe. Die Führung dauert etwa 2.5 Stunden. Das wäre darauf hinaus gelaufen, dass ich erst so gegen 15 Uhr hätte starten können. Somit war das auch erledigt. Wir konnten es ganz gemütlich angehen lassen. Um 10.30 Uhr haben wir vor dem Hotel abgemacht und wie immer war Toni pünktlich zur Stelle. Ich setzte mich in sein Auto und ab ging es für die nächsten 30 Kilometer. Natürlich alles wieder Sand und nochmals Sand. Gestern Abend haben wir einen Sandsturm gehabt. Man konnte kaum atmen und die Augen kratzen sofort. Heute war der ganze Tag trüb vom gestrigen Sandsturm und die Autos waren voll von diesem Scheiss-Sand. Die Strassen wurden am Morgen bereits wieder mit Wasser gewaschen und sehen in der Stadt recht sauber aus. Nun zu den Mogao Caves. Die Führung war recht interessant. Erst gab es einen Film mit der Geschichte der Seidenstrasse und anschliessend mussten wir den Raum wechseln in ein 360 Grad Kino. Ich war noch nie in einem solchen Ding. Das sieht ja super aus. Es kommt einem vor als wäre man direkt in den Caves. Das mit den Filmen hat etwa eine Stunde gedauert und anschliessend stieg man in einen Bus ein, der uns in etwa 15 Minuten zu den Caves brachte. Dort wurden wir aussortiert in die verschiedenen Sprachen. Es wurde uns ein Führer zugeteilt, der uns dann in verschiedene Caves hinbrachte und uns auch erzählte, was für Budas das waren und wie alt sie sind. Der älteste ist mehr als 6000 Jahre alt. Gleichzeitig haben sie in den Mogao Caves auch den grössten Buda. Er ist ganze 26 Meter gross. Leider durften wir nicht fotografieren wegen den Malereien an den jeweiligen Wänden. Es hat mehr als 700 von solchen Caves und die ganze Anlage ist etwa 1700 Meter lang. Etwa 20 Caves von denen durften wir besichtigen, was auch völlig genügte. Am Schluss der Führung wurden wir wieder in den Bus verfrachtet und an unseren Ausgangsort gebracht. Dort stand wiederum Toni mit seinem Auto und wir fuhren zurück ins Hotel. Noch am Rande: Gestern Abend bin ich noch auf den Night-Market. Toni hatte gesagt, dass ich das unbedingt machen soll, denn der sei sehr schön. Wie empfohlen bin ich so um 20 Uhr dorthin gelaufen und ich muss sagen, es war wirklich schön. Ich glaube alle Touris und auch die Einheimischen waren dort. Dort sehe ich wiederum die Deutschen, welche mit den Wohnmobilen unterwegs waren. Es waren nur 4 davon. Ich sagte natürlich hallo, seid ihr auch hier stationiert? Ja, ja, war die Antwort. Von Ihnen kam dann, wo denn mein Wachhund sei. Ich sagte: Wachhund? Ich habe keinen Wachhund. Doch, der, der dir vorausfährt. Das ist mein Guide und kein Wachhund! Doch, dass sei ein staatlicher Wachhund. Mein Fazit: Das ist wieder typisch Deutsch. Die haben immer eine verdammt grosse Schnauze und zugleich keine Ahnung von was sie sprechen. Sie können nur nach China reisen, weil man Ihnen alles pfannenfertig serviert. Wenn sie es selber organisieren müssten würden sie nichts auf die Reihe kriegen. Ich hatte so einen dicken Hals bekommen, dass ich mich sofort wieder verabschiedete und hoffe, dass ich die Gesichter nicht nochmals anschauen muss. So, dass musste mal gesagt werden. Entschuldigung, es sind natürlich nicht alle Deutsche gemeint. Ich habe auch ein paar sehr nette kennengelernt. Von den Schweizern ganz zu schweigen, die waren super nett. Ich hätte meine liebe Mühe mich in so einer Gruppe zu integrieren. Ich glaube ich hätte nach zwei Tagen mit der Hälfte davon krach. Morgen geht es wieder weiter Richtung Jiayuguan. Das sind etwa 470 Kilometer ohne Autobahn. Das gibt ein rechtes stück Arbeit.