Woche 02.03 - 08.03.
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Ort: El Calafate Kilometer gefahren: 0 Datum: 2. März 2015
Heute war wiedereinmal Ausschlafen angesagt. Wir sind erst so um 9 Uhr zum Frühstück gegangen. Mein Haxen hat sich auch einige Male in der Nacht gemeldet. Wir haben nun beschlossen, angesichts dessen, dass es in Ushuaia die ganze Woche schlechtes Wetter hat, da mein Fuss alles andere als gesund aussieht und ich weiss, dass es nach Ushuaia mindestens noch 150 Kilometer mit Off-Road-Strassen gibt, Ushuaia nicht mehr anzufahren, sondern direkt an die Ostküste nach Rio Gallegos fahren werden. Wir haben dann noch etwa 4000 Kilometer vor uns, die wir aber gemächlicher angehen werden, da wir ja Ushuaia nicht anfahren. Wir haben in unserem Hotel noch gefragt, ob wir unser Hotelzimmer noch eine Nacht länger haben können, doch sie verneinten und sagten, dass sie ab Morgen ausgebucht seien. Nun fahren wir halt Morgen die gut 300 Kilometer nach Rio Gallegos. Ich weiss, dass ich im 2012 auch dort übernachtet habe, doch könnte ich unmöglich sagen, wie die Stadt oder das Hotel aussah. Wahrscheinlich kommt es mir in den Sinn, wenn wir dort einfahren. Heute gingen wir noch ein bisschen ins Städtchen El Calafate hinein. Melanie lief und ich humpelte hinterher. An grosse Sprünge ist leider nicht zu denken. El Calafate ist eine Touristen-Hochburg. Viele machen Trakkings in die verschiedenen Gletscher hinauf. Der berühmteste Gletscher ist der Moreno-Glacier. Eigentlich war geplant, dass wir hier diesen Gletscher auch noch aufsuchen, doch leider ist der „Haxen“ dazwischen gekommen. Nun ja, wir müssen ja froh sein, dass nicht mehr passiert ist und dass das Eine und das Andere einmal nicht geht, das können wir verkraften. Wir haben soviel anderes gesehen, wir haben grosse Mühe dies aufzuzählen.
Ort: Rio Gallegos Kilometer gefahren: 304 Datum: 3. März 2015
Da wir heute nur einen kleinen Hüpfer machten, starteten wir auch recht gemächlich so um 9.30 Uhr in El Calafate. Zuerst Frühstücken und dann gings ans Packen und los gings nach Rio Gallegos. Wir hofften, dass heute der Wind nicht so stark bläst und die Hoffnung wurde gehört. Zwischendurch meldete er sich mit reger Heftigkeit doch dann flaute er dann bald wieder ab. Wir machten nur einen Tankstop, den wir mit einem Kaffee abrundeten. Wiederum sehr schöne Landschaften mit einem regen Wolkenspiel. Zwischendurch tauchten einige Alpakas und Emus auf und Melanie versuchte sie krampfhaft zu fotografieren. Es gelang ihr nur teilweise! Bei der durchsicht der Föttelis musste sie feststellen, dass die Emus und Alpakas nur teilweise sichtbar sind. Es ist natürlich nicht einfach, vom fahrenden Töff aus die entsprechende Einstellung des Fotoaparates zu finden, denn wir waren meist mit etwa 160 Kilometer unterwegs. Gegen 14 Uhr waren wir bereits in Rio Gallegos und ich konnte mich sofort wieder erinnern in welchem Hotel ich geschalfen habe. Schnurstracks fuhr ich zum besagten Hotel und sie hatten auch Zimmer frei. Nachdem wir das Zimmer bezogen hatten fuhren wir an den Atlantik hinunter um mal zu sehen wie das hier so ausschaut. Als ich im 2012 hier war bin ich nie ans Meer hinunter gefahren, denn ich hatte kalt und das Wetter war damals sehr garstig. Als wir am Meer unten waren und an einen Abzweiger kamen, stellte es mir beim Abbiegen den Motor ab und schon lag der Töff wieder auf seiner Schnauze. Ich konnte abstehen und bin nicht hingefallen. Melanie aber viel wie ein Kartoffelsack mit dem Töff um. Ich musste mir ein kleines Grinsen arg verkneifen. Artig fragte ich sie, ob sie sich weh getan hätte. Sie verneinte und hatte auch ein kleines Grinsen auf den Lippen. Anschliessend haben wir dann noch unseren Töff in einer Autowaschanlage abgespritzt. Er sah schon langsam elend aus. Jetzt strahlt er zwar nicht, doch er ist erheblich sauberer als vorher. Morgen haben wir Puerto San Julian auf dem Radar.
Ort: Comodoro Rivadavia Kilometer gefahren: 798 Datum: 4. März 2015
Als wir in Rio Gallegos abgefahren sind, hatten wir Ziel nach Porto San Julian. Als wir dort ankamen, war es erst 13 Uhr und wir waren kein bisschen müde. Sollen wir weiter nach Rivadavia oder sollen wir bleiben. Angesichts dessen, das fast kein Wind war, was sehr aussergewöhnlich ist, und dass die Temparaturen super waren und dass wir noch einige Stunden fahren können, beschlossen wir weiterzufahren nach Comodoro Rivadavia. Die Fahrt war geprägt von Steppen und Pampa, absolut schönes Wetter und perfekte Strassen die erlaubten, dass wir in unserer gewohnten Geschwindigkeit unterwegs waren. Auf den ersten 200 Kilometer musste man wirklich aufpassen, dass man keine Emus oder Alpakas über den Haufen fuhr. Es gibt tausende davon. Es ist untertrieben, dass wir heute mindestens 100 tote Emus auf der Strasse oder an dessen Rand gesehen haben. Alpakas hatte es auch einige dutzend erwischt. Es ist unglaublich, wieviele tote Tiere wir gesehen haben. Ich konnte heute das erste Mal auch ein Schuppentier am Strassenrand ausmachen und in San Julian haben wir sogar einen Pinguin gesehen. Als ich im 2012 hier vorbeikam, war es natürlich Regenzeit bzw. die grüne Zeit. Jetzt ist hier die Trockenzeit, dh. Es ist die gelbe Zeit. Im 2012 waren an der Strecke viele kleine Seen, welche von Enten und anderen Wassertieren in Beschlag genommen wurde. Jetzt sieht man weder Wasser noch Tiere darin. Die Seen sind einfach ausgetrocknet. Morgen geht es weiter nach Puerto Madryn und planen, dass wir dort 2 Tage bleiben werden.
Ort: Puerto Madrin Kilometer gefahren: 446 Datum: 5. März 2015
Es ist halt schon so. Vom Regen in die Traufe. Gestern hatten wir aussergewöhnliches Glück und das ist wirklich aussergewöhnlich, dass wir fast kein Wind gehabt haben auf der Strecke von Rio Gallegos bis nach Comodore Rivadavia. Dafür heute umso mehr. Als wir am Morgen aufgestanden sind und zum Fenster hinaus geschaut haben, stockte uns fast der Atem. Der Wind blies sogar in der Stadt recht heftig. Wie bläst es denn draussen in der Pampa? Etwa eine Stunde später wussten wir es. Es bliess und wie es bliess!! Volle Schräglage war angesagt und ich wusste nicht, ob es reicht, dass es einem nicht von der Strasse bläst. Hoffentlich kommt das gut, waren meine Gedanken. Melanie sagte während mehr als einer Stunde nichts. Wer Melanie kennt weiss, dass sie das nicht freiwillig macht!! Ich konnte höchstens noch mit etwa 80 Stundenkilometer fahren. Weniger konnte ich auch nicht, den dann bläst es einem sowieso weg. Anhalten war auch nicht möglich, den dann hätte ich den Töff im Stehen gar nicht halten können. So musste es halt dann weitergehen. Etwa nach 200 Kilometer konnte ich feststellen, dass der Wind jetzt tatsächlich weniger wurde. Es blies immer noch heftig, aber nicht mehr in dieser orkanartigen Heftigkeit. Als wir dann in Puerto Madrin ankamen waren wir fix und foxi. Puerto Madrin ist eine kleinere überschaubare Stadt. Es hat einen riesigen Strand wenn es Eppe ist, denn der Strand hat fast keine Neigung und man kann sehr weit hinausgehen. Bei Flut kommt dann der Wasserspiegel wieder hoch und überflutet den vorher gesehnen Strand. Das Eppe und Flutspiel ist hier natürlich sehr gut sichtbar. Nach dem Zimmerbezug im Hotel sind wir noch an den Strand und haben dort noch gemeinsam ein Sandwich verdrückt. Übrigens ein Serveza hat auch nicht gefehlt. Wie geplant bleiben wir jetzt 2 Tage hier und geniessen wiedereinmal das Strandleben und lassen ein bisschen die Seele baumeln. Übrigens die Temperaturen haben sich auch markant gesteigert. Als wir hier ankamen, sagte die Anzeige 33 Grad.
Ort: Puerto Madryn Kilometer gefahren: 0 Datum: 6. März 2015
Die Seele haben wir baumeln lassen und das Strandleben genossen. Einen Sonnenbrand haben wir auch keinen kassiert, sodass wir morgen mit alter Frische wieder losfahren können. Das Frühstück war so so la la. Anschliessend ging es ins Städtchen hinein, denn Melanie wollte unbedingt noch eine dünne Stranddecke kaufen, damit wir auf diese dann liegen können. Dies haben wir dann bald gefunden, sind dann noch in ein Kaffee, wo wir einen Kaffe getrunken haben. Was denn sonst!! Nach dem Rückmarsch galt es umziehen. Badehosen und so!! – und dann ab in den Sand. Meinem Fuss wird der freie Tag auch gut tun. Am Morgen sieht er eigentlich jeweils ganz gut aus, doch am Abend legt er in seiner Fülle manchmal wieder heftig zu. Ich hofffe, dass das irgendmal zu Ende geht. Ich weiss, Geduld ist gefragt. Aber eben!! Mehr gibt es nicht zu erzählen von heute. Darum beende ich nun diese Schreiberei.
Ort: Bahja Blanca Kilometer gefahren: 678 Datum: 7. März 2015
Heute Morgen sind wir so um 9 Uhr los. Empfangen hat uns natürlich wieder der Wind. Nicht mehr so stark wie als wir in Puerto Madryn ankamen, aber dennoch. Voll fahren lag nicht drinn. So 120 Kilometer in der Stunde waren das Maximum. Pampa und nochmals Pampa. Es ging uns wirklich langsam auf den Sack. So nach 200 Kilometer wechselte sich die Landschaft auf Sierra. Das heisst, es wurde etwas hügeliger und der Wind liess auch merklich nach. Langsam konnte man wieder die 160 Stunden-Kilometer wieder ins Visier nehmen. Etwa 200 Kilometer vor Bahja Blanca ging dann das Ganze in Wiese und Bäume über, was unsere Augen und unser Gemüt wieder versöhnlicher machte. Endlich haben wir es geschafft. Die wochenlange Pampa hat uns richtig zugesetzt. Kein Hügel, keine Bäume. Nur allerhöchstens Büsche und sonst gar nichts, einfach nur flach. Für die Temparaturen mussten wir uns auch neu einstellen. Es wird wieder heiss und zwar haben wir heute bis 38 Grad auf der Anzeige gehabt. Von dem waren wir die letzten Wochen wirklich verschont worden. Unter 32 Grad ist die Anzeige nicht gefallen mit einer Ausnahme. Etwa bei Kilometer 350 sahen wir, dass ein Gewitter aufzog und wir voll dort hineinfuhren. Trotz dem heftigen Regen stiegen wir nicht ab, sondern fuhren einfach durch. Nach etwa einer Viertelstunde war der ganze Spuk vorbei und auf den nächsten 100 Kilometer konnten sich unsere Kleider wieder im Fahrtwind trocknen. Als wir in Bahja Blanca einfuhren, sind wir zuerst ins Zentrum gefahren und haben dort natürlich beim grossen Stadt-Park angehalten und beraten, wie wir bei der Hotelsuche vorgehen werden. Bei unserem intensiven Beratungsgespräch, regnete es plötzlich „Scheisse“. Melanies Helm der auf dem Töff lag war voll, sowie unsere beiden Jacken und unsere Seemannstasche, welche auf dem Koffer montiert war. Wir hatten genau unter einer Strassenlaterne angehalten und dort sassen Tauben, die auf uns herunter schissen. Unser Kleider waren voll mit dieser Scheisse. Scheisse kann man da nur sagen. Mit Nastücher versuchten wir das gröbste zu reinigen, was uns nur bedingt gelungen ist. Nun stiegen wir sofort auf und fuhren dann zum nächst besten Hotel. Welches die Zimmersuche gottseidank sofort beendete. Denn Töff konnte ich in einen bewachten Parkplatz hineinstellen. Morgen geht es wieder weiter Richtung Mar del Plata, was unsere zweitletzte Station vor Buenos Aires sein wird. Vorausgesetzt es klappt alles so wie ich mir das vorstelle.
Ort: Mar del Plata Kilometer gefahren: 489 Datum: 8. März 2015
Wir sind nun an unserer zweitletzen Station gut angekommen. Die Fahrt war wiederum geprägt von grünen Wiesen, Karoffeläcker, Sonnenblumenfelder etc. und eine unmenge von Rindern. Die Felder wie zum Beispiel die Sonnenblumenfelder sind riesig gross. Wenn ich mir vorstelle, wenn unsere Bauern in der Schweiz ein Sonnenblumenfeld anpflanzen, dann wäre das zum Vergleich wie in Grossmutters Gartenbeet. Man fährt hier Kilometer um Kilometer an diesen Feldern vorbei und es hat Sonnenblumen, soweit das Auge reicht. Ab und zu gab es einige kleine Seen am Strassenrand. Dort tummelten sich Enten, Falmingos und andere Vogelarten, die wir nicht kennen. Als wir dann in Mar del Plata ankamen, trauten wir unseren Augen nicht. Leute am Strand in riesigen Mengen!!! Woher kommen denn die alle, ging es durch unsere Köpfe? Hier ist es sehr touristisch und wir bekamen unser Fett weg bei der Hotelsuche. Nach dem xten Hotel gaben wir auf, denn niemand wartete auf die Killers, und fuhren an eine Tankstelle um aufzutanken. Wir beschlossen, dass wir etwa 50 Kilometer weiter nach Norden fahren um dort unser Glück zu versuchen. An der Tankstelle sagte ich zu Melanie, dass ich durst habe und dass ich hier nochmals etwas trinken möchte. So gingen wir dann in das angegliederte Tankstellenrestaurant und bestellten eine Cola. Nach ein paar Minuten kam ein Taxifahrer hinein, der wissen wollte, wie es bei der Tennispartie Argentinien – Brasilien steht und guckte auf den Fernseher der an der Wand hängte. Er fragte uns, ob das unser Motorrad sei, dass vor der Tankstelle steht. Wir bejahten. Er liebe dieses Motorrad und fragte uns woher wir kamen und und und. Am Schluss sagte er, dass er Fan ist vom Tennis und er vereehre Roger Federer. Alle Argentinier lieben Roger Federer und schwärmte auch von Mar del Plata. Wir sagten, dass wir halt kein Hotel gefunden haben und wir jetzt halt wieder weiter müssen. Er fragte, ob er eines für uns suchen solle? Ja, gaben wir zur Antwort. In kürzester Zeit hat er telefoniert und gesagt, dass er eines für uns hätte. Er fahre voraus und wir sollen Ihm folgen. Gesagt, getan. Er fuhr mit uns durch die Stadt und ich „höselete“ Ihm hinterher. Plötzlich ging sein Blinker und schon standen wir vor einem schönen Hotel. Das Hotel ist wirklich spitze. Sehr zentral und wir können unser Motorrad im Hotelparking stehen lassen. Super Service. Übrigens das Hotel heisst Hotel Selent und ich kann es wirklich jedem empfehlen. Dem Taxifahrer gab ich noch ein dickes Trinkgeld – dass hat er wirklich verdient. Anschliessend war auspacken und sofort duschen angesagt, denn es wurde mittlerweile wieder etwa 35 Grad und wir waren wirklich durchgeschwitzt. Nach der Dusche war dann wiedermal Stadtbesichtigung angesagt. Wir schlenderten natürlich erstmal richtung Strand. Es hatte immer noch riesige Mengen von Leuten, was uns aber im Moment gar nicht stört, denn wir waren froh, dass wir ein Zimmer bekommen haben. Wir bleiben nun 2 Tage hier, geniessen nochmals den Strand und gehen in die hohen Wellen des Atlantiks schwimmen. Das wird sicher ein „Morzspass“.