Kanada - Don't stop

Direkt zum Seiteninhalt

Kanada

Motorrad-Reisen > PanAmericana 2012 > Länderberichte

Bericht
Datum: 06.05.12
Ort: Whitehorse

Bin heute etwa um 7 Uhr aufgestanden und nach ein paar Skypetelefonaten mit Melanie, Carlo und Pascale bin ich bei trockenem aber bedeckten Himmel losgebrettert. Die Temparaturanzeige stand blinkend auf 2,5 Grad. Ich war gut angezogen sodass die Kälte nebensache war. Die ersten 200 km waren immer auf diesem Level. Allmählich wurde mir doch immer kälter, denn es ging ein heftiger Wind, der dich richtiggehend durchzog. Die Böhen waren teils sehr heftig. Vergleichbar mit starkem Föhn im Rheintal. Ich fuhr immer mittig der Strasse, sodass ich genug Platz auf beiden Seiten hatte. Je weiter ich kam wurden die Wolken immer dunkler und es begann heftig zu schneien. Mir wurde halb angst und bange. Mein Temperatur- anzeiger stand auf 0 Grad und blinkte wie verrückt. Die Frontscheibe war innert Kürze vom Schnee zu. Die Strasse war, weil Sie sich schon erwärmt hatte, zum Glück noch frei und das blieb auch so. Doch zum Fahren war's einfach scheisse! Ich hatte noch ca. 150 km vor mir - dass kann ja noch heiter werden. Ich war inzwischen auf gut 1000 Höhenmeter und dann ging's ganz sanft herunter etwa über 50 km. Langsam ging der Schnee in Regen über und es wurde merklich wärmer. So um 4 Grad. Dass tönt nach nicht viel aber ich kann sagen, dass jedes Grad ein merkliches Geschenk war. Die letzten 50 km vor Whitehorse waren dann wieder trocken und wir sind dann auch runter auf 600 Meter und die Temperatur ging dann aufs Tagesmaximum von 7,5 Grad. In Whitehorse bin ich in's Tourist Center und habe nach einem Hotel gefragt. Ich wurde sehr nett bedient mit vielen Fragen von Wo, Wohin und mit einem grossem WOW begleitet. Sie hat mir gesagt, dass hier die Hotel und Motels sehr teuer seien und hat mir das Backwater Inn angegeben für 99 Kan. Doller, es sei das günstigste. Ich war durchfrorern und bin gleich dorthin gefahren. Whitehorse liegt am Yukon-River und ist eigentlich ein richtig hübsches Städtchen mit einigen Museen aus der Goldgräberzeit, die ich aber nicht besuchte. Jetzt bin ich unschlüssig, wie weit ich morgen fahren soll. Entweder nach Watson Lake oder Muncho Lake. Ich lass es darauf ankommen, wie ich mich fühle und wie das Wetter ist. Ich habe die Wahl zwischen 330 km oder 540 km.

Es waren dann 468 km, denn die Anzeige hat die Luftlinie angegeben und nicht die Fahrkilometer. Mein Bein ist geschwollen nach dem gestrigen Malheur. Mal schauen wies weitergeht. Heute muss ich sagen war's richtig schön zum Fahren. Fast kein Regen aber bedeckt dafür tropisch Warm so um 4 - 11 Grad war alles drin. Mehrheitlich zwischen 8 und 11 Grad, dies zum präzisieren. Wälder, Seen, Flüsse, Berge was soll ich noch sagen, einfach wunderschön. Bin immer so mit 120 Sachen unterwegs. Erlaubt sind entweder 90 oder 100. Aber in dieser Pampa wird nicht kontrolliert, denn die anderen Fahren alle auch so. Natürlich schliesse ich mich denen gern an. Morgen geht's Richtung Dawsen Creek, dies liegt 1009 km von hier. Mal schauen wie weit ich komme. Das Wetter solle etwa so sein wie heute. Ich lass mich überraschen. Ich habe heute auch noch zwei Schweizerinnen getroffen, d.h. ich habe Sie kurz vor Watson Lake überholt und die sind mir dann gefolgt. In Watson Lake habe ich dann angehalten und die Mädels haben dann neben mir ebenfalls angehalten. Das glauben Sie ja nicht. Ein Appenzeller auf Kanadas Strassen. Sie haben erzählt wohin sie gehen und ich habe Ihnen gesagt wohin ich ginge. So hat sich ein halbstündiger Schwatz ergeben, der mich sehr freute. Sie haben gesagt, dass Sie hier auf dem Wohnmobilparkplatz übernachten wollen. Sie haben einen Blog www.ontheroadagain8182.blogspot.com. Ich habe Sie dann nochmals im einzigen Restaurant in diesem Kaff getroffen und mit Ihnen Znacht gegessen. Mehr als Burger hatten die nicht auf der Karte. Die Kanadier können ja auch nichts anderes. Ein Töff-Fahrer habe ich auch noch auf einem Rastplatz getroffen, der aber in die Gegenrichtung fährt. Er hat den gleichen Töff wie ich. Er ist aber ein Hartcorer, denn er Zeltet nur. Ich habe Ihm gesagt, dass er sich warm anziehen soll, denn oben wird es kalt und das heisst dann kalt.

Datum: 08.05.12
Ort:  Dawsen Creek

Ich habe heute einen Riesenritt gemacht. 1009 km an einem Tag, das habe ich nicht für möglich gehalten. Aber ich habe es geschafft. Bin heute um ca. 8.30 Uhr in Watson Lake gestartet und bin um 19.30 Uhr in Dawsen Creek (zugegeben etwas Müde) angekommen.  Es hat zwischendurch mal kurz geregnet aber es war mehrheitlich bewölkt bis ganz schön und vor allem viel, viel wärmer. Die Temparaturanzeige hatte einen Rekord nach dem anderen geschlagen. Spitze hatte ich heute von 15,5 Grad. Man merkt jetzt, dass man Südwärts kommt. Ich habe viele Tiere gesehen. Hirsche, Wölfe, Rentiere, Elche und Bisons. Als ich abfahren wollte hat es mir am Bordcomputer angezeigt, dass mein Abblendlicht defekt ist. Dieses hat sich aber wieder selbstständig ohne mein Zutun nachdem ich Abgefahren war nach etwa 10 Minuten wieder ausgeschaltet. Das Licht funktionierte auch. Unterwegs kann ich nichts anderes sagen Bäume, Wälder Seen, Flüsse und Berge. Dies stundenlang. Ich habe eine relative Reisegeschwindigkeit von etwa 120 - 130 Std/km gehabt. Es ist schon viel schöner, wenn es wärmer ist und das Wetter einigermassen mitmacht. Morgen geht es nach Prince George. Das wird dann nicht mehr so lang.

Datum: 09.05.12
Ort:  Prince George

Ich bin heute erst so um 9.30 Uhr abgefahren. Bei allerschönstem Wetter. Die ersten 150 km waren von sehr starkem Wind begleitet was zeitweise unheimlich anstrengend war, denn der Wind hatte sehr starke Böen welche mehr oder weniger ein Schrägfahren aufzwängte und dann ruckartig wieder weg war. Als ich Richtung Summitpass kam sah ich die pechschwarzen Wolken, welche mich nichts Gutes ahnen liess. So war es dann auch. Erst ganz kurz Regen und dann ging der verdammte Schnee wieder los. Zum Teil setzte der Schnee bereits an. Mein Windschild war innert kürze zu und meine Temperaturanzeige blinkte wie verrückt auf 1 Grad. Mein Visier musste ich mit den Handschuhen alle 2 Minuten abstreichen, damit ich wenigstens da einigermassen durchsah. Scheisse und nochmals Scheisse. Ich habe gedacht, dass ich das Schlimmste mit der Kälte hinter mir habe, dem war leider nicht so. Bei ca. 200 km Richtung Pass hoch hatte es noch ein Cafe an der Strasse. Ich bog ab und wollte dort warten bis es vorbei ist. Meine Gedanken kreisten immer - wird es besser oder nicht. Wenn nicht, dann komm ich hier nicht mehr weg. Ich muss es versuchen weiterzufahren. Es kamen gerade 5 Autos vorbei. An diese hängte ich mich an und fuhr in deren Reifenspuren. So ging es dann rauf auf den Pass mit etwa 50 km/Std, mehr lag nicht drin und die Autos vor mir fuhren ja auch nicht schneller. Es war eine verdammte Saukälte. Eins muss ich noch loswerden. Ohne Griffheizung auf der höchsten Stufe hätte ich das nie ausgehalten. Wenigstens waren die Finger einigermassen warm. Nach dem Pass hörte dann der Schnee langsam auf und die Strassen wurden wieder frei. Die Kälte aber blieb. Immer so um 3 - 4 Grad. Beim hinunterfahren durfte ich dann wieder ein kurzes Gastspiel mit einem Schwarzbären feiern. Zum fotografieren hatte ich wegen der Kälte einfach keine Lust und ich glaube vor lauter zittern wäre das Foto auch nichts geworden. Noch weiter unten entdeckte ich in einer Kurve ein Wolf, der zwischen den Sträuchern sass und dem Verkehr zuschaute. So kam es mir jedenfalls vor. Ich war zu schnell, dass ich dafür anhalten konnte oder wollte, denn ich wollte nur noch nach Prince George. Etwa 40 km vor Prince George hielt ich einem Rastplatz an, um mich ein bisschen zu bewegen und mich aufzuwärmen. Als ich mein Motorrad von hinten ansah, sah ich, dass mein Schutzblech (Plastik) schräg am Rad hing. Was ist den das. Beim nähren hinschauen habe ich dann gesehen, dass ich 2 Schrauben verloren habe und das "Blech" hing nur noch an der dritten auch losen Schraube. Ich entfernte mit meinem Werkzeug auch noch die dritte Schraube und nahm das Teil ganz weg. Ich klemmte dieses mit Gurten auf eine Kiste und fuhr halt so, ohne Schutzblech nach Prince George. Eigentlich wollte ich morgen nach Nechako Loge. Dort ist vom Waldegg-Chläus sein Bruder. Nachdem ich aber den Wetterbericht geschaut habe, werde ich dies nicht tun, denn es geht in eine andere Richtung (Sackgasse), welche ich wieder zurückfahren müsste. Ein Weg wäre ca. 200 km und dies gäbe zusätzlich nach Adam Riese 400 km, was etwa einen Tag Fahrt zur Folge hätte. Dass, bei diesem Scheisswetter, tue ich mir nicht an und fahre weiter immer Richtung Vancouver. Mal schauen wie weit ich komme. Ich mache sicher zwei Etappen, denn Vancouver Liegt noch 1100 km entfernt. Prince George ist eine kleine Stadt, die aber nichts Aussergewöhnliches bietet. Die Hotelzimmer werden schlagartig billiger, denn draussen in der Pampa bist du gezwungen die Preise zu bezahlen denn du hast keine andere Möglichkeit. In den grösseren Orten spielt halt dann der Markt. Ich bezahle hier mit den gleichen Leistungen weniger als die Hälfte als das, was ich am Alaska Highway bezahlte.

Datum: 10.05.12
Ort:  Cache Creek

Heute war ein richtig schöner Tag. Bis 16 Grad, obwohl ich wieder über die Rocky's musste auf gut 1200 Meter. Immer trocken und nur leicht windig. Bin erst so gegen10 Uhr abgefahren.  Morgen soll es noch schöner werden. Ich lass mich überraschen was kommt. Ich habe erst mal in Cache Creek mein Motorrad gewaschen. Es musste ein bisschen leiden, denn der Dreck war so schlimm, dass man sich mit drauf sitzen bereits schmutzig gemacht hat. Jetzt ist es zwar nicht sauber aber das Gröbste ist wenigstens weg und ich kann wieder durch die Scheibe sehen. Morgen geht es nach Vancouver. Ich möchte diese Stadt auch noch sehen. Es sind nur etwa 340 km.

Datum: 11.05.12
Ort:  Vancouver

Bin jetzt in Vancouver. Allerschönstes Wetter bei netten 20 Grad. Ach, wie hab ich das vermisst. Seit einigen Tagen hat mein Vorderlicht immer wieder Fehler angezeigt und ist dann wieder ausgegangen und das Licht brannte dann wieder. Beim letzten Halt vor Vancouver, so ca. 100 km davor ist der Fehler nicht mehr ausgegangen und ich hatte auch kein Licht mehr. In Hope habe ich dann mit meinen Laptop versucht irgendein Internet zu knacken und ich habe eins gefunden. Ich schaute über Google nach ob es ein BMW-Dealer in Vancouver gibt und siehe da es hat sogar mehrere. Den nächsten pickte ich mir aus und gab seine Adresse im Garmin ein und der führte mich wie immer direkt vors Geschäft. Dort haben Sie mir dann eine neue Birne rein gemacht und das Schutzblech (Plastik) mit einer neuen Halterung montiert. Dieses habe ich ja fast unterwegs verloren. Gleichzeitig musste ich einen neuen Hinterpneu draufmachen. Der war total Eckig abgefahren, d.h. vom geradeaus-fahren hatte ich nur die Mitte benutzt und die war total unten. Der Vorderpneu ist noch fast wie neu. Es hat wahrscheinlich der Grund, dass das gesamte Gewicht vom Gepäck und natürlich von "mir" auf der Hinterachse liegt und dadurch der Abrieb auf dem Hinterrad umso grösser ist. Das waren ganz nette Leute. Die haben mich sofort drangenommen und haben alles gemacht. Der Mech ging noch auf Testfahrt um zu schauen, ob alles i.o. ist. Bei der Testfahrt hat er leider meine Handschuhe, welche lose auf dem Koffer waren vergessen und hat Sie natürlich verloren. Scheisse, aber er war sehr nett und entschuldigte sich. Nun, jetzt musste ich halt noch Handschuhe kaufen, denn an meine Klüpperli möchte ich nicht unbedingt frieren. Es sieht jetzt im Moment so aus, dass ich Morgen über die Grenze in die USA gehen werde. Mal schauen, wie das mit der Immigration wieder läuft und was mit dem Motorrad passiert. Das Wetter, ich habe es bereits angesprochen, ist einfach traumhaft und ich hoffe, dass es noch eine Weile so bleibt.

Zurück zum Seiteninhalt